Unkontrollierbare Kommunikation. | Internet kann auch Gratis-PR sein. | Wien. Sie sind wie eine Lawine, die ein Unternehmen in kürzester Zeit überrollt: Rufschädigende Meldungen im Internet verbreiten sich schneller, als so manchem Unternehmer lieb ist. Über Internetforen und Weblogs können Benutzer unkompliziert und direkt miteinander kommunizieren. Während man sich in Foren wie in einem Dialog austauschen kann, ist ein Weblog ein digitales Tagebuch, das im Internet veröffentlicht wird. Zu den Einträgen geben andere Internetbenutzer dann ihre Kommentare ab.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es geht sehr schnell
Dieser Kommunikationstrend ist nicht ungefährlich für Unternehmen. Schlechte Nachrichten zirkulieren ungefiltert und in Windeseile weltweit unter den Netzbenutzern. Und das Hauptproblem ist: Diese Kommunikation ist nicht kontrollier- oder steuerbar. Laut einer Untersuchung der PR-Agentur Hotwire vertrauen 31 Prozent der europäischen Internetbenutzer privaten Weblogs mehr als dem Unternehmen. Letzteres kann also noch so viel in PR-Maßnahmen investieren, im Endeffekt zählt der Erfahrungsbericht eines Kunden oft mehr als sündteure Werbemaßnahmen.
Wolfgang Giegler, Geschäftsführer der Kommunikationsberatung Ideal Communications kennt die Problematik und rät zur Gelassenheit. Er glaubt, dass sich die Meldungen im Internet selbst regulieren. "Einer sagt vielleicht, dass das Produkt schlecht ist. Aber ein anderer meint dann wiederum, dass das nicht stimmt", so Giegler gegenüber der "Wiener Zeitung". Was Unternehmer jedoch schon tun sollten: "Wenn ein Eintrag in einem Forum unrichtig ist, kontaktiert man am besten den Betreiber." Dieser hätte zwar nicht die Möglichkeit, den Eintrag von der Webseite zu entfernen. Sehr wohl könne er jedoch mit einem Hinweis Falsches richtig stellen - ein schwacher Trost für Unternehmer.
"Natürlich kann ich auch klagen. Im Internet gelten genauso die rechtlichen Rahmenbedingungen für Rufschädigung oder üble Nachrede", meint Giegler. Dennoch rät er von dem Gang zu Gericht ab. Erstens könne man nur gegen den Forumsbetreiber vorgehen, zweitens kommt diese Reaktion bei den Kunden nicht gut an. Besser sei der direkte Kontakt mit den Internetbenutzern. "Oft sollte man sich einfach entschuldigen", rät auch Vera Pesata, die Marketingleiterin der Internetplattform Geizhals.at bei einer Veranstaltung der E-Business-Community am Donnerstagabend. Der Sprecher von Microsoft Österreich, Thomas Lutz, mahnt jedoch zur Vorsicht: "Nicht jeder hat die Kompetenz, einen virtuellen Dialog zu führen." Denn bei der Internetkommunikation gilt eines: "Was aus der Zahnpastatube draußen ist, bekomme ich nicht wieder zurück in die Tube." Trotzige Reaktionen oder emotionale Ausbrüche sind hier deshalb Fehl am Platz.
Vertrauen in Mitarbeiter
"Die Mitarbeiter, die für die Internetkommunikation eines Unternehmens zuständig sind, müssen deshalb genau wissen, was sie wie schreiben. Sie müssen sich überlegen, auf welche Einträge sie reagieren, und was für das Unternehmen irrelevant ist. Das ist eine große Verantwortung", betont Lutz. Diese Verantwortung müsse von Vertrauen der Geschäftsführung getragen werden. "Der Geschäftsführer kann die Kommunikation unmöglich kontrollieren", meint Lutz. Internetkommunikation spielt für ihn deshalb stark in den Personalbereich hinein.
Der neue Trend bringt aber auch Gutes für Unternehmer: "Unsere Plattform ist eine unbezahlbare Marktforschung", berichtet Pesata erfreut. Und schließlich sind nicht alle Einträge negativ. Lob im Internet sei für das Unternehmen somit Gratis-PR.