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Guter Winter bringt winziges Plus

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft

Während viele Branchenvertreter mit der Wintersaison zufrieden sind, schlagen Hoteliers wegen der Stagnation Alarm.


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Wien. Die Wintersaison 2016/17 brachte einige Überraschungen und schloss mit einem kleinen Plus. Laut vorläufigen Daten der Statistik Austria wurden von November bis April 68,57 Millionen Nächtigungen gezählt, um 0,1 Prozent mehr als im Vergleichzeitraum des Vorjahres. Einem leichten Rückgang der Nächtigungen ausländischer Gäste stand ein Zuwachs von Nächtigungen inländischer Gäste gegenüber. Die Zahl der Gäste erreichte mit einem Plus von 2,5 Prozent einen Höchstwert von 18,82 Millionen.

"In der Wintersaison mit einem Plus von 0,1 Prozent zu bilanzieren, ist erfreulich, man muss sich aber auch die Bundesländer einzeln anschauen", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich.

Hier gab es Gewinner und Verlierer. Eine auffallend positive Entwicklung haben die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark vorzuweisen. Dies lag vor allem an den kleinen Skigebieten, die normalerweise nur ein paar Wochen pro Saison offen haben, heuer aber dank der guten Schneelage wesentlich länger in Betrieb waren. "Die waren im vergangenen Winter stark frequentiert, auch von inländischen Touristen", sagt Nocker-Schwarzenbacher. Davon würden große Skigebiete profitieren, da die kleinen Gebiete für diese oft als Zubringer fungieren.

Briten bleiben Österreich treu

Beachtlich ist auch das Nächtigungsplus von 9,2 Prozent bei ausländischen Gästen im Burgenland. Nocker-Schwarzenbacher führt das vor allem auf das Thermen-Angebot zurück. Die Stadt Wien konnte bei in- und ausländischen Gästen mit einem Nächtigungzuwachs von 5,3 Prozent auch im Winter ihren starken Trend fortsetzen. Zu den größten Verlierern zählen Kärnten und Vorarlberg, mit einem Nächtigunsminus von je 4,2 Prozent. Tirol und Salzburg verbuchten nur leichte Rückgänge.

Die Gründe dafür, dass Gäste aus den wichtigsten Auslandsmärkten Deutschland und Niederlande fern blieben, sind laut Nocker-Schwarzenbacher unter anderem auf ungünstigen Ferienkonstellationen und den späten Ostertermin zurückzuführen. Interessanterweise sind die Nächtigungen britischer Urlauber in Österreich trotz Brexit-Sorgen und sinkendem Pfund-Kurs gestiegen. "Die Briten sind treue Gäste", sagt Nocker-Schwarzenbacher. Diese würden sich in Österreich auf einige wenige Gebiete konzentrieren, Skifahren sei in Großbritannien zur Zeit einfach angesagt.

Laut Helga Freund, Vorstand der Verkehrsbüro Group und Geschäftsführerin der Incoming-Agentur Eurotours, kommt das leichte Plus der Wintersaison vor allem aus dem Städtetourismus. Den Skidestinationen habe geholfen, dass Hoteliers nicht mehr nur ganze Wochen am Stück, sondern auch kürzere Aufenthalte verkaufen. Das habe viele Kurzentschlossene angelockt.

Rettung in letzter Sekunde

Im Gesamtergebnis war auch das Wegfallen des Schalttages, der sich im Februar 2016 positiv ausgewirkt hat, zu spüren. Laut Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) hat bereits ein einzelner Tag mehr oder weniger große Auswirkungen. Im Februar kann ein zusätzlicher Tag bei den Nächtigungen ein Plus von bis zu vier Prozentpunkten bedeuten, im Zeitraum von November bis Februar sind das immer noch bis zu 1,5 Prozentpunkte.

Die Quasi-Stagnation von 0,1 Prozent ist laut Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, kein Grund zum Jubeln. Die Betriebe, haben "mit einem starken Finish das Ruder in letzter Sekunde herumgerissen", sagt Reitterer. Das Nullwachstum bei Nächtigungen sei ein Warnsignal für das Standort-Management.

Die Belastungen für die Betriebe würden ständig wachsen, daher sei eine Kehrtwende dringend nötig. "Stagnation vor dem Hintergrund eines breiteren Angebotes, höherer Belastungen und eines immer engeren bürokratischen Korsetts, bedeutet für die Betriebe vor allem eines: sinkende Wertschöpfung", sagt Reitterer. Die nötigen Maßnahmen würden am Tisch liegen, sie müssten nur umgesetzt werden.

"Es braucht eine Rücknahme der überzogenen Belastungen der letzten Steuerreform und die längst überfällige Anpassung des Budgets der Österreich Werbung", sagt Reitterer. Dass Maßnahmen zur Internationalisierung und Saisonausweitung einen Mehrwert bringen, würde die erst kürzlich veröffentlichte Destinationsstudie der Österreichischen Hoteliervereinigung belegen. "Berge und Seen zählten zu den großen Gewinnern des Performance-Benchmarks", sagt Reitterer.