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Gutes Geschäft mit dem Herzschlag

Von Peter Kantor

Wirtschaft

In Österreich präsent ist Polar schon seit 1986. Und nimmt für sich in Anspruch, den Markt für Herzfrequenz-Messgeräte hierzulande überhaupt erst geschaffen zu haben. Mit der Anfang des Jahres gegründeten eigenen Niederlassung will die Tochter des finnischen Weltmarktführers nun noch engagierter ihre Position ausbauen. Dank anhaltendem Fitness-Boom und innovativer Produktpolitik dürfte 2003 mit einem Umsatzplus von rund 20% ein weiteres Rekordjahr werden.


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Am Puls der Zeit ist Polar seit 1977. Damals kam ein finnischer Universitätsprofessor auf die Idee, die Herzfrequenz der Langlaufelite während der Bewegung zu messen und entwickelte zu diesem Zweck ein entsprechendes kleines, tragbares Messgerät. Heute ist Polar aus keinem Sport mehr wegzudenken, weder für das Gros der internationalen Spitzensport-Elite noch für das wachsende Heer der motivierten Hobbysportler.

"Wir sind nun seit 1986 in Österreich und haben den Markt für Herzfrequenz-Messgeräte hierzulande praktisch erst kreiert", erklärt Gerald Gröhsenbrunner, Niederlassungsleiter in Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Nach 17 Jahren stetigem Wachstum liegt der Marktanteil des internationalen Weltmarktführers aktuell bei geschätzten 60-65% "und das trotz der wachsenden Konkurrenz der Diskonter", so Gröhsenbrunner. Mit der Anfang 2003 gegründeten eigenen Niederlassung - zuvor hatte das Medizintechnik-Unternehmen Comesa die Polar-Produkte vertrieben - will das Unternehmen noch engagierter seine Position ausbauen. Nach einem Umsatz von 5,2 Mill. Euro 2002 werden heuer 6,1 Mill. angepeilt. Ein realistisches Ziel, wie es scheint, ist Polar doch laut Gröhsenbrunner zum Halbjahr "voll am Weg dorthin" gewesen".

International ist Polar ebenfalls auf Erfolgskurs. Trotz der wachsenden Zahl der Mitbewerber wird dem finnischen Konzern Technologieführerschaft in seinem Segment bescheinigt. Im Vorjahr erzielte das Unternehmen ("Polar Electro Oy") mit Sitz in Kempele mit rund 1.200 Mitarbeitern (Produktionsstätten in Finnland und Hongkong) einen Umsatz von 144,1 Mill. Euro.

Den Erfolg des Unternehmens in Österreich erklärt Gröhsenbrunner zum einen mit innovativen Produkten und zum anderen mit dem richtigen Marketingkonzept: "Angesetzt haben wir bei der Medizintechnik. Von dort aus gingen wir zu den Ärzten, den Sportärzten, dem Spitzensport und schließlich zur breiten Masse der Hobby- und Freizeitsportler". Die Pionierarbeit habe sich gelohnt, nicht zufällig sei Polar heute nach wie vor die einzige Marke mit einer medizinischen CE-Zertifizierung ("0537").

Angesprochen auf neue Trends bzw. neue Geschäftsfelder, weist Gröhsenbrunner auf das wachsende Fitnessbewusstsein der Bevölkerung hin. Zielgruppen seien heute nicht mehr nur die traditionellen Ausdauersportarten wie Laufen und Rad fahren, sondern alle Sportarten. "Als Tennisspieler braucht man ebenso wie als Fußballspieler oder Nordic-Walker eine entsprechende Grundlagenausdauer." Das Gros der Polar-Nutzer im Bereich der Hobbysportler seien aber Läufer und Radfahrer, räumt Gröhsenbrunner ein. Immerhin gibt es in Österreich schon annähernd 1 Million Läufer bzw. Jogger, von denen seiner Einschätzung nach schon mehr als die Hälfte Herzfrequenz-Meßgeräte verwenden.

Was sich technisch in diesem Bereich getan hat, verdeutlicht Gröhsenbrunner mit dem Hinweis auf die aktuellen Geräte, die wasserdicht sind. Während die ersten Modelle mehr oder weniger in "Plastiksackerl" verpackt gewesen seien, sei heute schon das Einstiegsmodell bis 30 Meter Tiefe wasserdicht. Als besondere Innovation streicht Gröhsenbrunner das neue "Polar Team System" hervor. Da bei Teamsportarten meist keine Uhr erlaubt sei, habe Polar die automatische Herzfrequenzdaten-Speicherung direkt am Sender (Brustgurt) erfunden. Dieses System ermögliche ein schnelles und einfaches Erfassen der Trainingsdaten von bis zu 10 Spielern gleichzeitig und damit den Trainern eine individuelle Betreuung der Spieler.

Vor der wachsenden Konkurrenz (Suumto, Cyklosport, Cardiosport...) fürchtet sich Gröhsenbrunner nicht. "Wir haben im Gegensatz zu den Mitbewerbern für jeden das richtige Gerät", sagt er und verweist auf aktuell 22 Modelle (Preise zwischen 55 und 400 Euro). Nächstes Jahr sollen es 12 bis 14 mehr werden, darunter "Speed and Distance"-Geräte und Geräte mit "Weight-Management-Programm". Im Oktober 2003 gibt es eine weitere "Weltneuheit" am österreichischen Markt, ein Modell mit textilem Sender bzw. Brustgurt ("Wear-Link").

An die neuen Produkte knüpfen sich auch Überlegungen betreffend neuer Vertriebskanäle. So soll vermehrt mit Apotheken und Ärzten zusammengearbeitet werden, um die Bevölkerung letztlich über Bewegung zu einem besseren Gesundheitsbewusstsein zu führen. Es sei sein "Phantasieziel", verrät Gröhsenbrunner, "dass die Krankenkassen eines Tages eher ein Herzfrequenz-Gerät zahlen als 30 Jahre hindurch blutdrucksenkende Medikamente."