OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer hat offenkundig Vertrauen in die werthaltige Weiterentwicklung seines Unternehmens. Er hat nämlich heuer bereits wiederholt OMV-Aktien gekauft: Am 23. März 2009 kaufte er Wertpapiere um rund 620.000 Euro. Am 3. Juli erwarb er ein weiteres Aktienpaket um rund 134.000 Euro. Ein gutes Zeichen für die OMV - sollte man meinen. | Zu einem Problem für Ruttenstorfer entwickelt sich nun allerdings das außerordentlich schlechte Timing des ersten Aktienkaufs im März: Nicht einmal eine Woche später vereinbarte die OMV nämlich, ihre MOL-Aktien der russischen Surgutneftegas zu verkaufen. Damit fand ein langes, quälendes Tauziehen um die von der OMV forcierte und letztlich gescheiterte Übernahme der Ungarn ein Ende.
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Der Markt reagierte darauf erwartetermaßen positiv, die OMV-Aktie legte entgegen dem Markttrend um mehr als 3,3 Prozent binnen eines Tages zu.
Allein aus diesem einen Kauf hatte Ruttenstorfer somit binnen einer Woche fast 45.000 Euro gewonnen.
Fraglos ein gutes Geschäft. Dennoch ist nur schwer vorstellbar, dass Ruttenstorfer dafür wissentlich eine strafrechtliche Verfolgung in Kauf genommen haben soll. Hat er zum Zeitpunkt seines Aktienkaufs nämlich bereits gewusst, dass der Verkauf der MOL-Beteiligung an die Russen zustandekommen würde, so hätte er sich des Missbrauchs von Insider-
informationen schuldig gemacht. Dass der OMV-General nicht auf den raschen Gewinn aus war und sein Aktienpaket bis dato nicht verkauft - also noch gar keinen Gewinn gemacht - hat, spielt rechtlich dabei freilich keine Rolle.
Die Strafandrohung lautet auf eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren - bei mehr als 50.000 Euro Vermögensvorteil sogar zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.
Ruttenstorfer hat die Anschuldigungen übrigens schon im April, als die Vorwürfe der Finanzmarktaufsicht (FMA) bekannt wurden, zurückgewiesen: Die Aktienkäufe seien im Zuge eines langfristigen Aktienkauf-Programms des Unternehmens erfolgt, das eine mindestens dreijährige Behaltefrist vorsehe. Und überdies habe es beim MOL-Verkauf eine überraschende, auch für ihn nicht absehbare Wendung gegeben.
Bei der OMV wundert man sich über das Vorgehen der FMA. Der Kauf sei ordnungsgemäß der FMA und der Öffentlichkeit mitgeteilt worden, stehe in keinem Zusammenhang mit dem Verkauf der MOL-Aktien und sei korrekt erfolgt.
Der Kritik, wonach die Behörde volle vier Monate für die Anzeige benötigt hätte, entgegnet FMA-Sprecher Klaus Grubelnik damit, dass grenzüberschreitende Erhebung notwendig gewesen seien. Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Ob am Ende eine Anklage gegen Ruttenstorfer steht, wird sich zeigen.