Höhere Kosten bei Staatsanleihen, aber bestes Rating für Österreich. | Osteuropa und Bankenpaket sorgen für Unruhe am Markt. | Wien. Trotz vergleichsweise solider Fundamentaldaten muss die Republik Österreich derzeit deutlich höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen bezahlen als etwa Deutschland. Bei der umsatzstärksten Anleihe-Kategorie - jener mit zehnjähriger Laufzeit - beträgt die Differenz 0,55 Prozentpunkte. Dabei spielen beide Staaten, was ihre Kredit-Ratings anbelangt, gleichauf in der obersten Liga.
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Laut Martha Oberndorfer, Geschäftsführerin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, liegt dies einerseits an der besonderen Liquidität der deutschen Bundesanleihen, was es Anlegern leichter macht, nach Bedarf aus- oder einzusteigen. Darüber hinaus laufen viele Absicherungsgeschäfte über deutsche Bundesanleihen. Andererseits spielt hier aber auch die internationale Finanzkrise eine gewisse Rolle. Ein Faktor sei, so Oberndorfer, dass noch nicht klar ist, wie viel Geld der Staat im Rahmen des Bankenhilfspakets tatsächlich budgetwirksam locker machen muss. Dies sorge für Unsicherheiten am Markt.
Bestes Agentur-Ratingfür Österreich
Zudem belasten die Sorgen in Bezug auf den Osteuropafokus der heimischen Wirtschaft die Konditionen der Staatsanleihen - auch wenn Oberndorfer die Diskussion über diese Ost-Risiken der Banken für überzogen hält.
Österreich verfüge sowohl im Lang-, als auch im Kurzfristbereich über das bestmögliche Kreditrating der internationalen Agenturen Moody´s, Standard & Poor´s sowie Fitch. Die Agenturen beurteilen die Bonität eines Staates anhand politischer und volkswirtschaftlicher Gegebenheiten. So spielt etwa der budgetäre Spielraum eine wichtige Rolle, aber auch das Pro-Kopf-Einkommen.
Die Agenturen erneuern Ratings in der Regel im Bedarfsfall, sonst nach einem gewissen Zeitraum. Laut Oberndorfer gibt die Bundesfinanzierungsagentur pro Jahr weniger als 0,01 Promille ihres Emissionsvolumens für derartige Ratings aus - insgesamt also weniger als eine Million Euro. Die Ratings bieten dem Markt einen Anhaltspunkt, sind letztlich aber nicht ausschlaggebend für die tatsächliche Zinshöhe. So verfügt das schlechter als Österreich geratete Belgien derzeit über ähnliche Konditionen.
Oberndorfer hofft unterdessen, dass bald Klarheit über das Bankenpaket und die tatsächliche Lage in Osteuropa herrschen wird. Österreich verfüge aber derzeit über gute Fundamentaldaten, es sollte zu keiner Beeinträchtigung der Bonität kommen.
Kleine Verschnaufpause für Bundesanleihen
Vorerst gibt es eine kleine Verschnaufpause: Im November wird die Bundesfinanzierungsagentur keine Anleihe begeben, da dies budgetmäßig nicht notwendig sei. Die nächste Anleihe soll daher erst im Dezember folgen.