Fonds Soziales Wien befragte Dienststellen, bei denen Asylwerber gemeinnützige Tätigkeiten verrichten.
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Wien. Sie sind bei der Reinhaltung öffentlicher Grünflächen in Parks beschäftigt, beim Straßenkehren, Schneeschaufeln und Reinigen von Parks im Einsatz. Manche säubern auch Innenräume von Amtshäusern und Schulen. Bis zu 400 Asylwerber üben in Wien solche gemeinnützigen Tätigkeiten aus. Sie erhalten dafür je nach Tätigkeit zwischen drei und fünf Euro pro Stunde.
Wenn es nach Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) geht, wird es künftig weniger sein. Nur mehr 1,50 Euro pro Stunde sollen Flüchtlinge, deren Asylverfahren noch läuft, künftig für gemeinnützige Arbeiten erhalten. Das ist das Ziel einer Verordnung, die von Kickl ausgearbeitet wurde.
Der "Wiener Zeitung" liegt erstmals eine interne Umfrage vom Fonds Soziales Wien vor, wie die Tätigkeiten der Asylwerber in den Dienststellen beurteilt werden. Das Ergebnis stammt zwar vom Dezember 2017, war aber bisher nicht publik.
Probleme wegen kultureller Unterschiede sind selten
Die Haupterkenntnis der Umfrage ist: Die Verantwortlichen in den diversen Einsatzbereichen der Stadt Wien sind durch die Bank zufrieden mit dem, was die Flüchtlinge geleistet haben. 75 Prozent jener 43 Organisationseinheiten, die bei der internen Befragung geantwortet haben, waren "sehr zufrieden" mit der erbrachten Leistung der Asylwerber. Weitere 25 Prozent beurteilten die Tätigkeiten mit einem "zufrieden". Umgekehrt gab es null Prozent, bei denen die Bewertung mit "nicht zufrieden" ausfiel.
Dafür waren die Fragebögen an 64 Organisationseinheiten der Stadt Wien per E-Mail verschickt worden. Die Auswertung erfolgte anonym, damit waren keine Rückschlüsse auf einzelne Befragte möglich, wie am Donnerstag seitens des Fonds Soziales Wien versichert wurde. Der Fragebogen ist von der Wiener Flüchtlingshilfe erstellt worden.
Es wurde von den beteiligten Stellen aber keineswegs alles nur durch eine rosarote Brille gesehen. Eine der Fragen lautete: "Gab/Gibt es in ihrer Dienststelle irgendwelche Schwierigkeiten aufgrund kultureller Unterschiede?" Bei fünf Prozent der Befragten lautete die Antwort: Ja. Die Hälfte, nämlich 50 Prozent, kam hingegen bei dieser Frage zum Schluss: "Gar nicht." In vielen Fällen lautete die Antwort allerdings: "Habe ich nicht bemerkt." 45 Prozent der befragten Dienststellen sind letztlich zu dieser Einschätzung gekommen.
Ebenfalls Auskunft wollte der Fonds Soziales Wien bezüglich der gemeinnützigen Beschäftigung von Asylwerbern auf die Frage: "Stellt das Erbringen gemeinnütziger Hilfstätigen in Ihrer Wahrnehmung einen sinnvollen Beitrag zur Integration dar?" Gerade dieser Punkt wurde in der Vergangenheit in der öffentlichen Diskussion als Hauptargument für derartige Tätigkeiten genannt. Menschen, die auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, sollten nicht einfach Däumchen drehen und irgendwo die Zeit totschlagen müssen, wurde als Begründung vielfach angeführt.
Satte 95 Prozent hielten bei der Befragung die gemeinnützigen Arbeiten für einen sinnvollen Beitrag zur Integration von Asylwerbern. Weitere fünf Prozent zeigten sich etwas skeptischer in dieser Hinsicht und antworteten mit "vielleicht". Der Prozentsatz jener, die das nicht für sinnvoll erachteten, lag hingegen bei null. Bei der internen Umfrage wollte man ferner wissen, ob eine "Form der Integration ins Team" stattfand. Dies bejahten 61 Prozent jener Dienststellen, die eine Rückmeldung abgeliefert haben. Weitere 37 Prozent gaben zur Antwort, dass dies "zum Teil" gelungen sei. Zwei Prozent antworteten auf diese Frage mit Nein.
Für den Fonds Soziales Wien war noch eine Auskunft wichtig, nämlich, ob sich die einzelnen Dienststellen ausreichend bei der Zusammenarbeit betreut fühlen. 74 Prozent antworteten darauf mit Ja, die weiteren 26 Prozent mit "eher ja". Niemand fühlte sich unzureichend betreut.
In den jeweiligen Dienststellen kamen unterschiedlich viele Asylwerber bei gemeinnützigen Tätigkeiten zum Einsatz. Ein gutes Drittel (36 Prozent) der Stellen beschäftigte einen Asylwerber in gemeinnütziger Form, bei zwölf Prozent waren es zwei Asylwerber. Eine Dienststelle beschäftigte 43 Asylwerber, ebenfalls je eine Dienststelle 26 beziehungsweise 21 Asylwerber.
Wie es mit den Plänen Kickls für bundesweit 1,50 Euro pro Stunde weitergeht, ist noch offen. Die Stadt Wien hat protestiert. Die Vorarlberger Gemeinden kündigten am Donnerstag an, sie werden die geplante Kürzung nicht umsetzen.
Zahl anerkannter Flüchtlinge auf knapp 15.000 gesunken
Insgesamt ist die Zahl der Asylwerber in der EU und auch in Österreich deutlich gesunken. In Österreich erhielten im Vorjahr 14.815 Personen den Flüchtlingsstatus, dazu kommen 4685 subsidiär Schutzberechtigte, die zwar keinen Asylstatus haben, aber auch nicht ins Heimatland abgeschoben werden können. 1200 blieben aus humanitäre Gründen.
In der Europäischen Union ist laut Eurostat die Zahl der anerkannten Flüchtlinge 2018 um 40 Prozent auf 333.355 zurückgegangen.