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Gymnasiasten forschten über Wien und Konstantinopel

Von Heiner Boberski

Wissen
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So sah Istanbul (einst Konstantinopel) im Jahr 1910 aus.
© wikimedia

Universität Wien und Akademie der Wissenschaften kooperierten mit Schule.


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Wien. Es gilt, das Verständnis für Wissenschaft zu wecken, schon "im Kindergarten", spätestens aber in der Schule. Das sei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sehr wichtig, betonte ÖAW-Präsident Helmut Denk zur Einleitung einer originellen Präsentation im ehrwürdigen Theatersaal der ÖAW in Wien: Schülerinnen und Schüler des Realgymnasiums und Oberstufenrealgymnasiums 2 in der Wiener Vereinsgasse stellten ein Schulprojekt über die historische Entwicklung der beiden Metropolen Wien und Istanbul vor, wobei es vor allem um die Zeit ging, in der die Großstadt am Bosporus noch Konstantinopel hieß.

Das Spannende an diesem Projekt bestand darin, dass die Schüler, viele von ihnen aus Zuwandererfamilien, von Wissenschaftern der Universität Wien und der ÖAW betreut wurden und nicht nur lernten, wissenschaftlich zu arbeiten und interdisziplinär vorzugehen, sondern auch, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Schuldirektorin Brigitte Fuchs erklärte, das "Denken mit allen Sinnen" sei das große Thema am RG und ORG 2.

Die Präsentation durch die Schüler erfolgte in drei Arbeitsgruppen zu den Themen Sprache, Umwelt und Kunst. Sie lieferte keine Sensationen, aber zahlreiche Informationen, die heute vielen nicht geläufig sind. Zum Beispiel war der Gründer der ÖAW, der berühmte Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall, in seiner Jugend einer der an der 1754 gegründeten Orientalischen Akademie in Wien ausgebildeter "Sprachknaben", die den Nachwuchs der damals gut bezahlten Türkisch-Dolmetscher darstellten. Für Erfolge im Handel und in der Diplomatie benötigte das Habsburger-Reich verlässliche Leute mit guten Türkisch-Kenntnissen. Umstritten ist, wie viele Sprachen Fatih Sultan Mehmet, der 1453 Konstantinopel eroberte und zur Hauptstadt des Osmanischen Reiches machte, beherrschte, belegt ist aber, dass er Heroen der Antike wie Alexander und Cäsar nacheiferte und an Bildung auf vielen Gebieten interessiert war.

Wassersorgen und Seuchen

Eine Pestepidemie ist in der Geschichte erstmals 542 in Konstantinopel beschrieben, der "Schwarze Tod" wütete vor allem vom 14. bis ins 17. Jahrhundert immer wieder in Europas Städten, in Venedig erfand man dann die "Quarantäne". 2007 entdeckte man auf einer der dortigen "Pestinseln", auf denen Kranke isoliert wurden, 1500 Skelette. Seuchen wie Typhus und Cholera waren oft eine Folge der Probleme mit der Wasserversorgung - ein eigenes interessantes Kapitel in der Entwicklung von Großstädten.

Im Bereich Kunst verglichen die Schüler drei Kirchen, die Hagia Sophia in Konstantinopel, San Vitale in Ravenna und den Wiener Stephansdom, ergründeten aber auch die Entwicklung der Mode und die Herstellung von Farben wie Purpur und Indigo.

Die Lehrerin Emine H. Alpoguz bilanzierte erfreut, die Schüler hätten "die einmalige Gelegenheit gehabt, in die Tiefen der Wissenschaft einzutauchen". Christian Gastgeber von der ÖAW sprach die Hoffnung aus, die Teilnehmer hätten als wichtiges Prinzip der Wissenschaft den Appell verstanden: "Glaubt nichts und hinterfragt alles kritisch!"