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"Hab nen österreichischen Pass zu verschenken. Will den nicht mehr."

Von Gerhard Männl (Bürgerjournalist)

Leserforum

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Auf M `Bareks, "Hab nen österreichischen Pass zu verschenken. Will den nicht mehr," gab es bisher keine Reaktion von Links.


Das finde ich sehr traurig. Hier darf ein Schauspieler, der gerade als Werbeträger für Sky Kunden mit Migrationshintergund anlockt, seinen Marktwert steigern, indem er unwidersprochen Österreich diffamiert. Auf eine dumme wie dreiste Art.


Es bedürfte keiner Drohgebärden eines Erdogans. Ein "we are not amused" von Links hätte wahrscheinlich mitgewirkt, um die aufkeimende Hassstimmung zu entspannen. Aber offensichtlich ist das gar nicht erwünscht.


Das würde auch die vielen Wortmeldungen à la nur Sascha hat das Zeug, zu verbinden, um diesen braunen Schleim draußen zu halten. Wohin aber mit diesem Drittel Österreichs? Ins Exil? Ein derart hoher Bevölkerungsanteil musste nicht einmal seinerzeit vor der iranischen Revolution flüchten. Zugegeben, ein etwas grober Vergleich. Noch muss niemand Österreich verlassen, weil sein Leben oder seine Gesundheit in Gefahr ist. Aber die Töne werden rauer. Sogar die große Demo gegen Rechts ist schon geplant. Am 19. Mai. Drei Tage vor der Stichwahl: "Ein deutschnationaler Burschenschafter darf nicht Bundespräsident werden!" Und wenn doch? Wird dann weiter marschiert?


Es marschierte die Heimwehr und es marschierte der Schutzbund. Soll wieder marschiert werden?


Einstein meinte über Marschierende: "Wenn einer mit Vergnügen zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen, Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalt und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen! Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser, als gewöhnlicher Mord."


Wenn schon marschiert werden muss, dann sollte es ein Ghandischer Salzmarsch sein, der Freiheit und Demokratie bringt, aber nicht vernichtet.


Wie soll eine Integration mit Menschen aus einem fremden Kulturkreis gelingen, wenn wir Autochthone unter uns selbst die Segregation ständig steigern? Ist es für eine Linke wirklich leichter, sich weltanschaulich einem Mann, der mit mehreren Frauen, die nur verschleiert und in männlicher Begleitung ihr Heim verlassen dürfen, verheiratet ist, zu nähern, als einem, der Norbert Hofer wählt?


Diese einseitigen Viribus-Unitis-Rufe erinnern an den Wahlspruch Kaiser Franz Josefs, mit dem die Monarchie untergegangen ist. Damals wie heute scheinen sie Lippenbekenntnisse zu sein, deren einzige Gemeinsamkeit das Verschieden-sein-wollen scheint; dabei sollten wir versuchen, verschieden gemeinsam oder gemeinsam verschieden zu werden und zu bleiben.


Ich glaube, am 22. Mai wird jener Kandidat gewinnen, der bis dahin die meisten Brücken bauen und nicht einreißen wird. Weder von Van der Bellen noch von Hofer wird erwartet, dass sie geläutert dem anderen schreiben: "Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe meinen Wahlsieg dafür, dass Sie sie sagen dürfen."


Aber weder Van der Bellen noch Hofer sollten vergessen, dass der andere Bundespräsident Österreichs sein wird; eines Landes, dessen Pässe nicht nur fürs Verschenken taugen sollten.