Generaldirektor Sörensen im "WZ"-Interview. | Für gemeinsame Vision von Europa. | "Wiener Zeitung":Vor einem Jahr hat die EU-Kommission den "Plan D" - für mehr Demokratie und Diskussion - ausgerufen. Was hat das bisher gebracht?
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Claus Haugaard Sörensen: Wir versuchen, die Debatte mit den Bürgern systematischer zu führen. Die Zahl der Treffen und Diskussionen hat sich vervielfacht. All das wird in die Mitgliedsstaaten getragen, multipliziert sich. Die Information ist breit gefächert.
Information gibt es schon jetzt viel. Laut Umfragen fühlen sich die Österreicher immer besser über die EU informiert. Mehr Sympathie für Europa hegen sie aber trotzdem nicht.
Das ist Teil der Demokratie. Es ist gut, dass Bürger eine kritische Meinung über die Europäische Union haben können. Ich finde aber, dass wir uns nicht nur auf einzelne Probleme einlassen können - etwa ob Marmelade Marmelade heißen darf. Wir müssen einen größeren Zusammenhang herstellen: Glauben wir, dass wir nur gemeinsam im Wettbewerb mit China, Indien oder Brasilien bestehen können, dass wir eine gemeinsame Außen- oder Energiepolitik brauchen? Ich hoffe, dass wir mit der Zeit all die Einzelfragen in eine größere Vision von Europa fließen lassen können.
Warum ist das beispielsweise in Österreich so schwierig zu vermitteln? Schafft Brüssel es nicht?
Die Österreicher müssen sich selbst davon überzeugen, dass die EU ihnen Vorteile bringt. Wir können nicht alles von Brüssel aus machen. Wir haben keine Propagandamaschine. Wir können nur zur Bewusstseinsbildung beitragen und gemeinsam überlegen, wie Europa wettbewerbsfähig und sozial gerecht gestaltet werden kann.
Im österreichischen Nationalrats-Wahlkampf hat Europapolitik kaum eine Rolle gespielt. Sind nationale Politiker daran schuld, dass die EU so fern scheint?
Vielleicht ist Europa in den elf Jahren der österreichischen EU-Mitgliedschaft eine Selbstverständlichkeit geworden. Und wahrscheinlich ist es schwierig, mit Europathemen Stimmen zu bekommen. Politiker wollen nationale Wahlen gewinnen, das ist überall in Europa so. Lokale Probleme sind leichter anzusprechen als grenzüberschreitende.
Wie kann Europa dann verankert werden?
Ich bin kein Zauberer und habe kein Wundermittel parat. Wir müssen mit den Menschen diskutieren über länderübergreifende Themen wie Vogelgrippe, Migration, Entwicklungspolitik. Für Politiker ist es nicht einfach zu sagen: Ich brauche die Hilfe anderer, um eine Lösung zu finden. Aber die Bürger würden das verstehen. Denn sie wünschen sich Lösungen.