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Konzern-Chef Eder: Im Moment nur rund 70 Prozent Auslastung. | Gewinn-Prognose für 2008/09 bestätigt. | Wien. Wie sehr die globale Krise derzeit wütet, zeigt vor allem der heftige Abschwung in der bis vor kurzem noch boomenden Branche der Stahlkocher. "Da die Aufträge fehlen, fahren viele unserer Konkurrenten mit weniger als 50 Prozent Auslastung", berichtete Wolfgang Eder, Chef der Voestalpine, am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Im Voest-Konzern selbst ist die Auslastung auf 70 Prozent abgerutscht, allein in der Stahlsparte lag die Produktion im März gut ein Drittel unter dem Vorjahresmonat.
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Dass die Voest damit noch vergleichsweise gut dasteht, begründet Eder so: "Wir sind in Nischen tätig, sind bei unseren Produkten Technologieführer und haben mit vielen Kunden langfristige Verträge. Was sich gerade jetzt ebenfalls auszahlt: Wir haben in Boomzeiten keine überzogenen Preise verlangt."
Dennoch spüren die lange Zeit erfolgsverwöhnten Linzer die Auswüchse der Krise mittlerweile an allen Ecken und Enden. Und: "Wir haben noch 12 bis 18 harte Monate vor uns", sagt Eder. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2010 dürfte die Chance real sein, dass die Konjunktur zu greifen beginnt.
Um der Wirtschaftskrise Paroli zu bieten, dreht Eder bereits seit Herbst an der Kostenschraube. Inzwischen sind weltweit fast 8 Prozent der Arbeitsplätze dem Sparstift zum Opfer gefallen. Von den 3500 Stellen, die bisher gekappt wurden, entfallen zwei Drittel auf Leih- und ein Drittel auf Stammpersonal. In Österreich selbst hat die Voest bis dato insgesamt 225 Mitarbeiter aus der Stammbelegschaft abgebaut. Davon betroffen waren drei Standorte: Kindberg, Krems und Ybbstal.
Weitere Kündigungen möglich
Auf Kurzarbeit gesetzt sind aktuell 10.500 Mitarbeiter (im In- und Ausland), die damit um 15 bis 20 Prozent weniger verdienen. Diese Zahl erhöht sich Anfang Mai auf 13.700. Wie berichtet, werden am Hauptsitz in Linz, wo gut 10.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, weitere 2200 Arbeitnehmer für vorerst sechs Monate in Kurzarbeit geschickt. Knapp 60 Prozent der dortigen Belegschaft werden dann von dieser Maßnahme bereits betroffen sein.
Im Moment umfasst der Personalstand der Voest 41.000 Mitarbeiter. Ob künftig zusätzliche Einsparungen nötig sein werden? Für Eder sind jedenfalls weder Kündigungen noch eine Ausweitung der Kurzarbeit vom Tisch: "Wie es weitergeht, werden wir im Herbst relativ gut abschätzen können."
Unabhängig davon versucht der Konzern derzeit, 300 bis 400 ältere Mitarbeiter ("Hackler"), die in den nächsten zwölf Monaten regulär in Pension gehen würden, vorzeitig in den Ruhestand zu locken - mit einem Zuckerl von ein bis drei Monatsgehältern.
1,4 Milliarden auf hoher Kante
Für das eben erst angelaufene Geschäftsjahr 2009/10 rechnet Eder trotz Markt-Turbulenzen nach wie vor mit einem Gewinn. Die Gefahr eines Engpasses bei der Liquidität sieht er nicht: "Wir haben 1,4 Milliarden auf der hohen Kante und sind damit ausreichend gerüstet. Für eine Kapitalerhöhung gibt es derzeit keinen Anlass." Die Voest sei auch nicht in der Not, Familiensilber verkaufen zu müssen.
Zum abgelaufenen Jahr 2008/09 (per Ende März) sagte Eder: "Ich kann bestätigen, dass wir, wie zuletzt angekündigt, rund eine Milliarde Euro operativen Gewinn machen. Nach rund 980 Millionen Gewinn in den ersten drei Quartalen deutet alles darauf hin, dass im letzten Quartal keine Verluste entstanden sind."
Zum Thema Höhe der Kammerbeiträge - die Voest wettert dagegen neben fünf anderen Großbetrieben - erklärte Eder: "Das Verfahren wird durchgefochten."