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"Haben sehr breite Schultern"

Von Karl Leban aus Italien

Wirtschaft

Prämienrückgang im Halbjahr, Gewinn aber leicht gestiegen. | Unwetterschäden zwingen die Generali zu Preiserhöhungen. | Triest. Nach den Vorgaben der EU müssen Versicherer das neue Regelwerk Solvency II, das strengere Bestimmungen für die Ausstattung mit Eigenmitteln enthält, bis spätestens Herbst 2012 umgesetzt haben. Für die Generali in Österreich werde sich daraus kein Bedarf an zusätzlichem Kapital ergeben, damit die Auflagen erfüllt werden können. "Wir haben sehr breite Schultern", betont Vorstandschef Luciano Ciriná. Mit einer Eigenkapitalquote von 15 Prozent sei die verlangte Mindestquote schon jetzt übererfüllt.


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Zu den Gründen, warum die Generali auf einem relativ gut gefüllten Kapitalpolster sitzt und nach wie vor auch keine Staatshilfe benötigt, sagt Ciriná: "Wir haben schon lange vor der Finanzkrise auf ein professionelles Risiko-Management gesetzt, und das macht sich gerade jetzt bezahlt." Problembeladene Wertpapiere etwa, die anderen Marktteilnehmern noch immer tiefe Löcher in die Bilanzen reißen, hat die Generali nach eigenem Bekunden nicht in ihrem Portfolio. Die jetzigen Bilanzierungserleichterungen seien deshalb auch nie ein Thema gewesen, so Finanzvorstand Andreas Haschka. "Bei der Bewertung der Kapitalanlagen können wir wie bisher am strengen Niederstwertprinzip festhalten."

Nachhaltigkeit im Fokus

Dass die Generali in Österreich zu jenen großen Versicherern zählt, die in Sachen Eigenkapital am besten ausgestattet sind, bestätigt auch der deutsche Versicherungsexperte Matthias Müller-Reichart. Zwar sieht er vor dem Hintergrund von Solvency II zusätzlichen Kapitalbedarf für die Generali, im Vergleich zur Vienna Insurance Group und zur Uniqa, die beide prominent in den kriselnden Märkten Osteuropas engagiert sind, aber den geringsten.

Generell hält Müller-Reichart das Managen von Risiken bei Versicherern für weit schlagkräftiger als bei den Banken. In der Finanzkrise habe dieses Management "bestens funktioniert", weil klare Kapitalanlageverordnungen den Rendite-Zielen der Assekuranzen sinnvolle Grenzen gesetzt hätten. "Nie und nimmer hätte sich das langfristig orientierte Versicherungsgeschäft die kurzfristige Rendite-Orientierung der Bankenwelt erlauben können." Müller-Reichart erwartet daher, dass Solvency II die neue Bankenrichtlinie Basel III nicht unbeträchtlich beeinflussen werde.

Zurück zur Generali: Im ersten Halbjahr hat diese in Österreich den Konzern-Gewinn um knapp zwei Prozent auf 52,2 Mio. Euro gesteigert, obwohl das Prämienvolumen gegenüber der Vorjahresperiode um rund drei Prozent auf 1,31 Mrd. Euro geschrumpft ist. Einer der Gründe für den höheren Gewinn waren die Börsen, die wieder anzogen und für bessere Kapitalerträge sorgten. Zuletzt hat die Generali ihre Aktienquote (gemessen an dem insgesamt veranlagten Kapital) auf sechs Prozent nach oben gefahren.

Teure Unwetterschäden

Was der Generali heuer besonders weh tut (weil damit am Gewinn gezehrt wird), sind die gehäuften Unwetterschäden, die ihr bis dato mehr als 130 Mio. Euro gekostet haben. "Der Juli-Hagel war für uns überhaupt das bisher größte Schadenereignis", so Vorstand Walter Kupec, der für die Sachversicherung zuständig ist. "Mit rund 75 Millionen Euro waren das sündteure Minuten." Österreichweit hätten mehr als 17.000 Kunden Schäden gemeldet.

Da viele Rückversicherer den Erstversicherern gehörig Druck machen, wird die Generali 2010 in Oberösterreich, Salzburg und Niederösterreich die Prämien je nach Region anheben - um fünf bis zehn Prozent.