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Haben wir schon genug aufgearbeitet?

Von Ina Weber

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Jedes Jubiläum liefert den Zeitungen einen Seitenaufmacher und dem Fernsehen seinen Programminhalt. Am Mittwoch waren es "65 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz" und 3sat zeigte Dienstagabend den Film "Zwölfeläuten" von Regisseur Harald Sicheritz. 2001 entstanden, reiht sich das ursprüngliche Bühnenstück von Heinz Rudolf Unger in die oft im Schatten der US-Industrie stehenden österreichischen Aufarbeitungsfilme. Denn seien wir ehrlich, wie viele haben "Schindlers Liste" in den Neunzigern oder "Inglourious Basterds" (2009) gesehen? Und wie viele abseits von "Der Bockerer" von Franz Antel sahen die "Mühlviertler Hasenjagd" (1994) von Andreas Gruber oder "Die Fälscher" (2007) von Stefan Ruzowitzky?


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Auch wenn "Zwölfeläuten" - ein steirisches Dorf wagt in den letzten Tagen der Nazi-Herrschaft den Aufstand - in der zweiten Hälfte etwas langatmig wird. Die Dialoge wirken aufgesetzt und der Zuseher hat das Gefühl, im Zuschauerraum eines Theaters zu sitzen, statt einen Film zu sehen. So ist die filmische Aufarbeitung unserer Vergangenheit eine gute und noch lange nicht zu Ende. Nach "Inglourious Basterds" liefert Produzent Josef Aichholzer im kommenden Herbst die österreichische Antwort: "Mein Freund, der Feind" (Regie: Wolfgang Murnberger) mit Moritz Bleibtreu, ein komödiantisches Nazi-Drama, kommt dann in die Kinos.

Die Vergangenheit holt uns aber auch im wirklichen Leben immer wieder ein. 2001 schlossen die Republik Österreich, die USA und jüdische Opferorganisationen das "Washingtoner Abkommen". Österreich zahlte 210 Millionen Dollar Entschädigung. Jetzt wird dieses Abkommen angefochten. Die ausbezahlten Beträge seien zu gering gewesen, heißt es. Die Geschichte geht weiter.