Zum Hauptinhalt springen

Haberzettl macht Druck zur Reform

Von Ina Weber

Politik
Beim "Zusammenhalt-Fest" in Linz Dienstagabend demonstrierten Kalliauer (AK OOE), Haberzettl (ÖGB), Gusenbauer, Hundstorfer, Haider (SPÖ OOE) und die zweite Nationalratspräsidentin Prammer Geschlossenheit (v. l.). Foto: ap

FSG-Chef: Könnten schon gehöriges Stück weiter sein. | Weiter kritische Stimmen Richtung Gusenbauer. | Wien. "Herzlich willkommen zum Wiederaufstieg!", hieß es in den ausgegebenen Unterlagen zur Gewerkschaftsversammlung am Donnerstag im Linzer Design Center. Die "Vida" - der Zusammenschluss von Eisenbahner-, Tourismus- und Handel-Transport-Verkehr-Gewerkschaft hat ihre Mitglieder eingeladen, um den Reformmotor des ÖGB in Gang zu bringen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Den Anpfiff dazu gab der neue Vorsitzende der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), Wilhelm Haberzettl. "Wir sollten schon ein gehöriges Stück weiter sein", kritisierte er seine eigene Mannschaft. Die Veränderungsnotwendigkeit im ÖGB sei schon länger gegeben, aber nie ernsthaft angegangen worden. Der Zeitdruck sei "enorm".

Aus aktuellem Anlass wurde die Veranstaltung ähnlich einem Fußballspiel gestaltet. Die rund 400 Betriebsräte wurden in Gruppen eingeteilt. Im 90-minütigen Match konnten sie - in einer offenen Diskussion - einen Fragenkatalog ausfüllen. Wie soll die Reform aussehen? Sollen die Vorsitzenden und der Präsident direkt gewählt werden? Um welche Berufsgruppen soll sich die Gewerkschaft kümmern? Diese Fragen mussten beantwortet werden.

Für die kommende Woche erwartet sich Haberzettl vom ÖGB Informationen über die geplanten Projekte und eine Zeitschiene. Das Ergebnis des Linzer Treffens sei als "Auftrag" zu sehen. Innerhalb von drei Wochen werde man den Teilnehmern ein schriftliches Feedback zukommen lassen. Eine ähnliche Konferenz gibt es heute, Freitag, in Graz.

FSG kürt Haberzettl

Die nächste Station für Haberzettl war am Donnerstag die FSG-Vorstandssitzung. Metaller-Chef Erich Foglar und der Vorsitzende der Gewerkschaft Privatangestellter, Wolfgang Katzian, plädierten zu Beginn der Sitzung dafür, das Kompromisspapier mit der SPÖ anzunehmen. Dieses beinhaltet den Beschluss der SPÖ, dass keine Spitzengewerkschafter mehr im Nationalrat sitzen dürfen. Der Entwurf wurde bereits am Montag vom FSG-Präsidium mehrheitlich angenommen. Lediglich drei Gewerkschafter, darunter der zurückgetretene FSG-Chef Wilhelm Beck, lehnten den Weg ab. Allerdings wurde der Entwurf noch etwas abgeändert: So soll explizit klargestellt werden, dass die FSG freiwillig auf die Entsendung des ÖGB-Präsidenten und den Chefs der Teilgewerkschaften auf die Wahllisten verzichtet.

Der Streit zwischen SPÖ und Gewerkschaft hat sich damit beruhigt. Dennoch gibt es weiterhin kritische Stimmen gegen SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer. ÖGB-Vizepräsident Johann Driemer, der ebenfalls gegen den Entwurf stimmte, betonte, für die SPÖ zu sein. Aber bei der Person könne man unterschiedlicher Meinung sein, übte er erneute Kritik an Gusenbauer. Auch der Tiroler Pensionisten-Vertreter Alfons Kaufmann meinte, er werde ganz sicher nicht für das Papier stimmen. Gusenbauer habe Handschlag-Qualität vermissen lassen.

Der FSG-Vorstand hat am Donnerstag Haberzettl zum neuen FSG-Vorsitzenden gekürt.