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Hahn fürchtet um die Qualität der Wissenschaft

Von Heiner Boberski

Politik

Minister sieht in Parlamentsanträgen "fahrlässige Initiative". | Wien. "Bis Freitag hätte ich gesagt, wir sind auf einem guten Weg, seither habe ich Zweifel." Wissenschaftsminister Johannes Hahn verhehlte am Montag nicht, dass er die Abschaffung der Studiengebühren und aller Studienbeschränkungen für eine "fahrlässige Initiative" hält: "Mir fehlen die Worte, obwohl ich ein Wochenende Zeit zum Nachdenken hatte."


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Der Minister sprach bei einer Veranstaltung seines Ministeriums und des Magazins "Society" zum Thema "Sind wir attraktiv genug? Im Wettbewerb um die besten Köpfe in Wissenschaft und Forschung" und bekam auf dem Podium viel Zustimmung. Bodo Schlegelmilch, Dekan der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien: "Wenn das alles kommt, haben wir sicher nicht mehr die richtige Richtung."

Wollte man neben den jetzt geplanten Maßnahmen die bisherige offensive Forschungspolitik fortsetzen, müsste man, so Hahn, das Wissenschaftsbudget pro Jahr um 30 Prozent anheben - was unrealistisch sei.

Wettlauf um beste Köpfe

Als Indiz der positiven Entwicklung hob Hahn hervor, dass sich die Zahl der Berufungen aus dem Ausland seit Beginn des Jahrzehnts auf 65 Prozent verdoppelt habe. Hubert Dürrstein, Leiter des Österreichischen Austauschdienstes, selbst vor zehn Jahren nach Österreich berufen, wies darauf hin, dass bis zum Jahr 2020 die Zahl der 16- bis 30-Jährigen in Europa um zehn Prozent abnehmen werde. Das bedeute härteren Wettbewerb um junge Leute, und zwar um die besten Köpfe. Dass Wissenschafter heute internationale Erfahrungen sammeln müssen, sei klar. Wichtig sei, dass man die Voraussetzungen schaffe, dass Österreicher, die ins Ausland gehen, gerne wieder zurückkehren.

Ein solcher Heimkehrer, der renommierte Wiener Molekularbiologe Josef Penninger, sieht die "einzige Chance für ein Land wie Österreich" darin, die Qualität, nicht die Quantität zu fördern: "Man könnte und müsste in Österreich viel mehr machen." Die Grazer Gerichtsmedizinerin Kathrin Yen ergänzte: Um gute Leute ins Land zu holen, bedürfe es guter Gehälter, es müssten aber auch die Angehörigen und die Teams der Forscher gute Lebensbedingungen vorfinden.