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Der Vertreter des Büros für interne Angelegenheiten im Innenministerium soll erstaunt gewesen sein, warum bei einer Polizeirazzia in einem Rotlicht-Etablissement Journalisten anwesend waren. Ein Reporter war nach eigener Aussage erstaunt, dass Dinge, die er einem Beamten eben dieses Büros erzählt hat, die Exekutive zu Erhebungen veranlasst haben. Und die Öffentlichkeit ist erstaunt über das Schauspiel, das die Spitzen der Wiener Polizei bieten.
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Zwei hochrangige Beamte, vor kurzem noch gefeiert wegen ihrer Erfolge, stehen plötzlich selbst im Mittelpunkt von Erhebungen ihrer Kollegen. Der Vorwurf lautet auf Amtsmissbrauch und Geheimnisverrat. Hofrat Ernst Geiger, suspendierter Chef der Kriminalpolizei, muss sich Ende August vor Gericht verantworten. Gegen Roland Horngacher, Landespolizeikommandant in der Bundeshauptstadt, laufen gerichtliche Vorerhebungen.
Mit Geiger und Horngacher stehen zwei Männer im Mittelpunkt der Affäre, die einander alles andere als grün sind. Sogar um den Parkplatz am Arbeitsplatz sollen sie hingebungsvoll gestritten haben. Beide wollten den amtierenden Polizeipräsidenten Peter Stiedl ablösen, dessen Pensionierung ansteht.
Ein gewöhnlicher Hahnenkampf? Wohl nicht - oder zumindest nicht mehr. In der Zwischenzeit steht das Ansehen der Polizei insgesamt auf dem Spiel. Michael Sika, früher mächtiger Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, weiß viel über Intrigen und Kämpfe innerhalb der Polizei. "Das gab es immer schon, aber so gravierend habe ich das nie erlebt", meint er.
Und Sika warnt zu Recht davor, dass die Affären der Polizei generell schaden könnten. "Es stimmt mich traurig, weil es auf die Polizei abfärbt und viele brave Beamte in der Öffentlichkeit in Mitleidenschaft gezogen werden", so der frühere Spitzenbeamte.
Es wird an Innenministerin Liese Prokop liegen, in der Wiener Polizei wieder für klare Verhältnisse zu sorgen. Erst vor wenigen Tagen hat sie landauf landab den Erfolg der Polizeireform "Team 04" gefeiert. Die Affären Geiger und Horngacher waren da schon längst im Laufen.
Jetzt wäre dringend Beruhigung angesagt, um das Betriebsklima und den Außenauftritt bei der Wiener Polizei wieder zu verbessern. Dazu müssen die Vorwürfe geprüft - und letztlich bestätigt oder widerlegt werden. Dabei stehen die Verantwortlichen vor einer Gratwanderung. Allzu lange darf die Schadensbegrenzung nicht mehr auf sich warten lassen. Ein "Nachher darüber Reden", wie es Innenministerin Liese Prokop am Mittwoch angekündigt hat, wird nicht reichen.
Gleichzeitig müssen gerade in einer gespannten Lage wie bei der Polizei echte Vergehen und haltlose Vorwürfe scharf auseinander gehalten werden. Sonst werden auch Unschuldige zu Opfern - das will niemand. Möglich ist freilich, dass sowohl Geiger als auch Horngacher ohnehin schon aus dem Rennen sind. 11