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Klagenfurt. Mit Chorgesang und Musikkapellen am Neuen Platz haben am Samstag in Klagenfurt die Trauerfeierlichkeiten für den vor einer Woche bei einem Autounfall getöteten Jörg Haider begonnen. In seiner Trauerrede würdigte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer den Kärntner Landeshauptmann als "außergewöhnlichen Mann", im Positiven wie im Negativen, "ich zolle ihm Respekt und Anerkennung über alle politischen Grenzen hinweg". | Abschied mit vielen Fragenzeichen | Volkswagen untersuchte Dienstauto
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Die Familienangehörigen, engsten Freunde und die Ehrengäste hatten sich am Vormittag vor dem offiziellen Auftakt der Trauerfeier im Wappensaal des Landhauses versammelt, wo der Sarg Haiders aufgebahrt war.
In der Innenstadt herrschte einerseits gedrückte Stimmung, andererseits schenkten am Alten Platz Standler Glühwein aus. Die meisten Geschäfte hatten geschlossen. Im Landhaushof stand die Lafette bereit, mit der Haiders Sarg zum Neuen Platz und später in den Dom transportiert werden sollte. Eine Ehrenkompanie des Bundesheers marschierte ein und nahm ebenso Aufstellung wie Abordnungen aus dem Veneto und Friaul.
Die BZÖ-Spitze und viele Vertreter der Kärntner Politik war größtenteils in Kärntner Tracht gekleidet. Bei den Trauergästen aus der Bevölkerung überwog hingegen dunkle Kleidung. Witwe Claudia Haider mit ihren Töchtern Ulrike und Cornelia und deren Ehemännern, die 90-jährige Mutter Dorothea sowie Haiders Schwester Ursula Haubner nahmen auf ihrem Weg in den Wappensaal zahlreiche Kondolenzbekundungen entgegen, unter anderem von Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und dessen Vize Wilhelm Molterer, der gesamten BZÖ-Spitze, aber auch von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Nach der privaten Zeremonie im Saal kam die Witwe Hand in Hand mit ihren Töchtern wieder über die Stiege herunter, dahinter die Schwiegersöhne Paolo Quercia und Benjamin Mathis sowie Haiders Schwester mit ihrer Mutter. Das erste Gebet im Landhaushof sprach dann Militärpfarrer Emmanuel Longin.
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Die Bestatter trugen den über und über mit Rosen geschmückten Sarg des Landeshauptmannes über die Treppe in den Landhaushof, begleitet von einem Trommelwirbel. Der Sarg wurde auf die bereitgestellte Lafette gelegt, die von einem Pinzgauer gezogen wurde. Unmittelbar hinter dem Sarg nahm die Familie Aufstellung.
1.000 Polizisten sorgten für Sicherheit
Ein Großaufgebot an Polizeikräften sorgte für die Sicherheit der prominenten Gäste. Die Innenstadt war ab Mitternacht für den Verkehr gesperrt, auch ein generelles Halteverbot wurde verhängt.
Die Polizeikräfte hatten am Vorabend noch damit gerechnet, zahlreiche Autos abschleppen zu müssen, die Klagenfurter erwiesen sich aber als äußerst diszipliniert. "Es mussten in der Innenstadt lediglich zwei Fahrzeuge abgeschleppt werden, eines aus Slowenien und eines aus Ungarn", sagte Polizeijuristin Iris Habich.
Nicht alle, die am Samstag die Klagenfurter Innenstadt bevölkerten, ließen sich von der offiziellen Trauerfeier für Jörg Haider beeindrucken. Gruppen von Kindern nutzten vergnügt die leeren Straßen und flitzten mit ihren Micro-Scootern umher. Auch empörte Kommentare einiger älterer Damen wie "pietätlos" halfen nichts, sie ließen sich ihren Spaß nicht nehmen.
Unter den vielen Uniformen, die im Feld der Trauergäste zu sehen waren, befanden sich auch viele Burschenschafter in traditioneller Adjustierung samt Schärpe und Kappe. Eine Reihe von Besuchern der Verabschiedungsfeier am Neuen Platz trug aber auch blaue Kornblumen am Revers.
Die Traueransprache des amtsführenden Landeshauptmannes Gerhard Dörfler sorgte bei einigen Zuhörern für großen Unmut. Dörfler hatte zahlreiche politische Projekte erwähnt, die während Haiders Regierungszeit in Angriff genommen oder vollendet worden waren. Vor allem die Tatsache, dass sich der Verkehrslandesrat in erster Linie auf Infrastrukturprojekte konzentrierte, wurde kritisiert.
"Da will er ja nur seine eigenen Erfolge verkaufen", ärgerte sich eine junge Frau, die am Rande des Neuen Platzes Aufstellung genommen hatte. Ein älterer Mann meinte: "Politik hat bei einem Begräbnis nichts verloren, das gehört sich einfach nicht, das ist doch eine Frage des Anstands." Da regte sich natürlich sofort Widerspruch, ein im Kärntner Anzug Gewandeter erklärte: "Das muss er doch tun, immerhin schaut ganz Österreich im Fernsehen zu."
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