Wien. Der tödlich verunglückte Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider hat das Bild Österreichs im Ausland geprägt wie wenige andere Politiker - nicht immer zum Vorteil der Alpenrepublik. Sein Name galt vielen als Reizwort, in den internationalen Medien wurde er oft als "Rechtspopulist" oder sogar als "Rechtsextremist" bezeichnet. 14 EU-Staaten verhängten 2000 wegen der Regierungsbeteiligung seiner FPÖ (von der er später das BZÖ abspaltete) Sanktionen gegen Österreich.
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Die Erfolge von Haiders BZÖ und der jetzt von Heinz-Christian Strache geführten FPÖ bei der Nationalratswahl vor zwei Wochen führten neuerlich zu besorgten Reaktionen in anderen Ländern. Der Landeshauptmann geriet auch mit dem südlichen Nachbarstaat Slowenien immer wieder in Konflikt wegen der Frage der zweisprachigen Ortstafeln, die er der slowenischen Minderheit in Kärnten nicht in dem von ihr gewünschtem Maße zugestehen wollte.
Viele Sympathisanten hatte Haider dagegen in Norditalien, wo vor allem die föderalistische und rechtspopulistische Lega Nord seinem Politikstil einiges abgewinnen konnte. Auch in anderen Ländern, wo Bewegungen und Parteien mit Slogans gegen Immigranten und Muslime Stimmen gewinnen konnten - etwa in Belgien oder in den Niederlanden -, hatte das Phänomen Haider eine Vorbildwirkung.
In Israel - aber auch in vielen EU-Staaten - wurde Haider eine fehlende Distanz zum Nationalsozialismus vorgeworfen. Seine Aussagen in den 90er-Jahren über die angeblich "ordentliche Beschäftigungspolitik" im Dritten Reich oder sein Lob für Mitglieder der Waffen-SS auf dem Kärntner Ulrichsberg ("Ehre und Anerkennung") sorgten weit über Österreich hinaus für Empörung.
In den vergangenen Jahren mäßigte Haider als Landeshauptmann seinen Ton und verzichtete weitgehend auf ähnliche Erklärungen. Stattdessen engagierte er sich für grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Kärnten benachbarten Regionen in Slowenien und Italien. Und obwohl er in den Augen vieler Österreicher zuletzt über ein "staatstragenderes" und gemäßigteres Image verfügte als Strache und dessen FPÖ, blieb sein Ruf international weiterhin zweifelhaft.
Das, was der Kommentator der britischen Tageszeitung "Guardian" nach der jüngsten Nationalratswahl schrieb, entsprach wohl dem, was viele andere europäische Medienvertreten dachten: "Die Stimmen für Haiders BZÖ und seinen Nachfolger als FPÖ-Chef...kann man nicht einfach so als Protestvotum abtun. Das politische Establishment Österreichs hat es immer noch nicht kapiert, und die Selbstgefälligkeit im Argument, dass es sich beim Rechtsruck nur um eine Sternschnuppe handelte, ist Teil ihres Problems."