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Bucher rät Pröll: Türen zum BZÖ nicht zuschlagen. | BZÖ als bürgerliche Rechtspartei positionieren. | Claudia Haider ist für Bucher die "Landesmutter". | "Wiener Zeitung": Was war ausschlaggebend, dass sich der Klub am Donnerstag - überraschend für Beobachter - für Sie und nicht für den designierten BZÖ-Chef Stefan Petzner entschieden hat? | Josef Bucher: Stefan Petzner war eingeweiht und in die Gespräche im Vorfeld eingebunden und hat mich selbst als Klubobmann vorgeschlagen. Er war es auch, der mir etwa eine Woche vor dem Tod von Landeshauptmann Jörg Haider berichtete, dass sich dieser Gedanken über die Klubführung machte und es Haiders Wunsch sei, dass ich geschäftsführender Klubobmann sein soll.
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Sie waren also Haiders Wunschkandidat?
Das weiß ich nicht. Jedenfalls hat Petzner das so dargestellt.
Sie meinen also, Petzner selbst wollte den Klub gar nicht führen?
Er wollte es nicht, nein. Der Organisationsaufbau in den Ländern, die Vorbereitung der Landtagswahl und dazu Klubchef - das wäre für eine Person zu viel.
Hat Petzner sich seit Haiders Tod für eine politische Karriere als ungeeignet erwiesen?
Nein, es muss erlaubt sein, dass Politiker Gefühle zeigen.
Hat das BZÖ für sich schon entschieden, ob es Regierungsverantwortung tragen oder in Opposition gehen will?
Diese Entscheidung hat uns der verstorbene Landeshauptmann vorweg genommen. Es ist Aufgabe des BZÖ, zu erreichen, dass es zu keiner mittelgroßen, sprich SPÖ-ÖVP-Koalition kommt. Wir sind für eine Zusammenarbeit von ÖVP, FPÖ und BZÖ. Es wäre unklug von ÖVP-Chef Josef Pröll, die Türen zuzuschlagen und zu glauben, dass er mit der SPÖ große Aufgaben erledigen kann.
Was prädestiniert Sie als Klubchef? Was sind Ihre Stärken, was Ihre Schwächen?
Meine Stärken und Schwächen sollen Berufenere beurteilen. Ich will meinen Beitrag leisten, dass jene Politik Haiders, die er in den letzten Wochen vertreten hat, weitergeführt wird. Die neue politische Ausrichtung des BZÖ geht in Richtung einer bürgerlichen Rechten. Zwischen FPÖ und ÖVP gibt es eine große Lücke, die gilt es zu füllen.
Trotz Ihrer Hoffung auf eine Regierungsbeteiligung scheint derzeit doch eher eine Neuauflage von Rot-Schwarz wahrscheinlich. Werden Sie in der Opposition näher an die FPÖ heranrücken?
Ich teile Ihre Einschätzung. Auf parlamentarischer Ebene werden wir mit der FPÖ kooperieren. Ich halte gemeinsame Initiativen für richtig, aber eine Wiedervereinigung wird es nicht geben. Getrennt marschieren, manchmal vereint schlagen.
Gibt in Zukunft der Klub die Themen im BZÖ vor oder wird BZÖ-Kärnten-Obmann Uwe Scheuch führend in der Partei wirken?
Wir bilden mit meinen Klubobmann-Stellvertretern Petzner, Ursula Haubner, Herbert Scheibner, Ewald Stadler und Peter Westenthaler ein starkes Team, alle sind in die Beratungen eingebunden. Da gibt es keine Einzelentscheidungen. Es wird niemand in den Vordergrund treten.
Ihnen wird ein gutes Verhältnis zu Scheuch nachgesagt. Stimmt das?
Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm wie auch zu Petzner, Dörfler oder Scheibner.
Was halten Sie von einem CDU/CSU-Modell für das BZÖ? Angeblich soll es Absprachen geben, dass die FPÖ dem BZÖ Kärnten überlässt, umgekehrt das Bündnis in den anderen Bundesländern nicht antritt.
Ich weiß nichts von solchen Absprachen. In den Parteigremien wurde das nie beraten. BZÖ und FPÖ haben auch eine unterschiedliche Wählerstruktur. Gemeinsam haben wir fast 30 Prozent. Wir sind Mitte-orientiert, die FPÖ ist rechts-orientiert.
Ist das reine Taktik, um Stimmen zu maximieren, oder können Sie inhaltlich nicht mit der FPÖ?
Das ist keine Taktik. Jedenfalls halte ich so ein Modell derzeit nicht für realistisch. Was in zehn Jahren sein wird, kann ich nicht beantworten.
I n den Medien hält sich - trotz Dementis von Claudia Haider - hartnäckig das Gerücht, wonach sie im Frühjahr als Spitzenkandidatin in die Kärntner Landtagswahl gehen wird. Wie realistisch ist das?
Das ist die Entscheidung unserer Landesmutter. Sie ist eine herausragende Persönlichkeit, die die größte Wertschätzung auf sich vereint.
Auch Haiders Schwester Ursula Haubner wird immer als Jolly Joker in der Parteiführung genannt, wenn es darum gehen sollte, die Partei zu einen.
Niemand will das BZÖ zerschlagen. Es ist wirklich Harmonie spürbar. Haubner ist eine wichtige Persönlichkeit im BZÖ, die Qualifikationen mitbringt, alles mögliche zu übernehmen. Ihr geht es aber darum, in Oberösterreich das BZÖ auf Wachstumskurs zu bringen.
Wie lange wird das BZÖ ohne Haider überleben? Wer ist der Ideengeber, wer kann das Bündnis zusammenhalten?
Die maßgeblichen Personen an der Spitze ziehen alle an einem Strang und haben den Willen die Politik Haiders weiter zu führen.
Möglicherweise nur, weil alle noch unter Schock stehen.
Das ist möglich.
Das Ende des Bündnis Zukunft Österreich ist also nicht abzusehen?
Nein, weiß Gott nicht.
Zur PersonJosef Bucher (43) hat als Sohn von Hotelbesitzern die klassische Laufbahn eingeschlagen: Hotelfachschule, Hotelier. 2000 bis 2002 Tourismusberater des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser, ab 2202 Berater des Kärntner Wirtschaftslandesrates Karl Pfeifenberger. 2002 holte ihn Haider auf die Nationalratswahlliste. Seither ist Bucher im BZÖ-Klub. 2005 wurde er Landestourismusdirektor und hat die Leitung des elterlichen Hotels zurückgelegt. Er lebt in einer festen Beziehung und hat mit seiner geschiedenen Frau drei Söhne.