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Die Neugier ist das Wesen der Wissenschaft, das Vorurteil ihr Schatten. Das muss zunächst nicht wundern. Verfolgt man nämlich manche Konsequenzen der Grundlagenforschung bis an ihr logisches Ende, könnte es einem glatt den Magen umdrehen.
So ist beim Thema der genetischen Kreuzung von Mensch und Tier der gedankliche Sprung zu H.G. Wells’ Roman "Die Insel des Doktor Moreau" nicht weit. Darin erschafft ein egomanischer Wissenschafter Tiere mit menschlichen Zügen und unterdrückt diese so lange, bis ein getupfter Leoparden-Mensch eine Revolte lostritt. Auch Bilder aus dem Thriller "Die Fliege" werden wach, in dem das Erbgut eines Wissenschafters mit jenem einer Fliege verschmilzt. Vor lauter Grusel könnte man dabei glatt vergessen, dass Menschen und Fliegen sich nicht zu Lebewesen paaren können, und schon gar nicht wie im Film durch Beamen.
Die britische Regierung hat Anstoß gegeben zu einer ethischen Diskussion zur Herstellung von Mischwesen aus Mensch und Tier zu therapeutischen Zwecken. Darin ist höchste Differenziertheit geboten. Denn erstens weiß noch niemand, wie viele menschliche Gene in ein Tier eingeschleust werden dürfen, ohne dass das Tier menschliche Züge annimmt. Und zweitens soll die Diskussion nicht in Horrorvisionen und ein Minenfeld der Verbote abgleiten. Denn das würde Fortschritte in der medizinischen Forschung verhindern.