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Weder das Christkind noch der Weihnachtsmann brachten dem heimischen Einzelhandel im vergangenen Jahr eine positive Bilanz: Von 2003 auf 2004 ging der Umsatz um 0,9% zurück, das Weihnachtsgeschäft "rettete" das Ergebnis nicht, ergab die gestern präsentierte Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria. Gründe für den Rückgang gibt es mehrere.
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"Natürlich machen wir uns Sorgen über die Preisabschläge, die es sonst in kaum einem europäischen Land gibt", benannte Erich Lemler, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ), eine Ursache für den gesunkenen Gesamtumsatz. Eine mögliche Konsequenz aus den Rabatten und Aktionen: "Die Kunden verlieren das Preisgefühl", sagte Peter Voithofer von der KMU Forschung. Normal preisige Waren werden als teuer wahrgenommen. Das Kaufverhalten hat sich laut Lemler geändert, die "junge Generation" habe andere Wünsche - "einen Sonntagsanzug kauft heute eigentlich niemand mehr".
Auch "Standesdünkel" wie noch vor einigen Jahren gibt es nicht mehr. Mehr als 80% der Konsumentinnen und Konsumenten kaufen in Diskontern ein. Gleichzeitig ist die Sparquote so hoch wie schon lange nicht mehr. Wird Geld ausgegeben, dann nicht unbedingt im Einzelhandel: "Die Konkurrenz aus anderen Bereichen wie Reisen oder Sport ist enorm", meinte Spartenobmann Lemler.
Die großen Verlierer sind die Kleinen: "Langfristig verglichen, haben die größeren Geschäfte in der Gunst des Konsumenten die Nase vorn", hielt Voithofer fest. Kleine Geschäfte schließen, Betriebe mit mehr als 2 Mio. Euro Umsatz und Ketten öffnen. Den höchsten Filialisierungsgrad weisen die Drogerien von Parfümerien auf (acht von zehn Geschäften), gefolgt vom Lebensmittel-, Foto- und Schuhhandel. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb etwa der Schuhhandel im vergangenen Jahr preisbereinigt ein Plus von 2,5% (nominell 2,9%) verbuchte. Der größte Gewinner war der Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzelhandel mit plus 6,4%. Der Möbelhandel setzte um 2,1% mehr um, der Umsatz der Baumärkte legte um 0,5% zu. Ein Minus verbuchten die Branchen Papier- und Buch (-4,4%), Lederwaren (-3,5%), Spielwaren (-2,6%), Lebensmittel (-2,4%) und Bekleidung (-2,2%).
Das Christkind hat nicht alle Wünsche erfüllt: "Endspurt ist keiner notwendig, auch wenn das Christkind natürlich im Rennen bleiben soll", hatte Voithofer im Dezember im Rahmen der Weihnachtsgeschäft-Zwischenbilanz erklärt. Die gestrige Bilanz: "Es hat an Tempo verloren." Die Umsätze im Dezember stagnierten.
Besser als gedacht viel hingegen das Valentinstagsgeschäft für die heimischen Floristen aus: "90% meiner Kunden sind zufrieden", sagte Emil Steffek, Obmann des österreichischen Blumengroßhandels in der WKÖ, gegenüber der "Wiener Zeitung".
Wieder einmal hoffen
Nachdem der Handel also zum vierten Mal in Folge mit einem Minus bilanziert hatte, bleibt zu hoffen - auf die Konsequenzen der Steuerreform und steigende Löhne, wie Lemler erklärte. Seine Prognose für heuer? "Ich rechne mit einem nominellen Umsatzzuwachs von 1 bis 1,5%."