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Handel findet Geschmack am Internet

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
Online-Shopping ist auf dem Vormarsch - der heimische Einzelhandel bemüht sich, auf den Zug aufzuspringen.
© bilderbox.at

Dynamische Nachfragesituation der Online-Konsumenten verdeutlicht Aufholbedarf bei Unternehmen.
| Handelssparte der Wirtschaftskammer weist auf Benachteiligung im grenzüberschreitenden Handel hin.


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Wien. Das Internet gewinnt für den heimischen Einzelhandel zunehmend an Bedeutung. Wie eine Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Handelssparte der Wirtschaftskammer Österreich verdeutlicht, hat sich der Anteil von Online-Verkäufen am gesamten Umsatz des Einzelhandels in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Potenzial nach oben ist freilich noch reichlich vorhanden: Während bereits 39 Prozent der Österreicher online shoppen, bieten lediglich 15 Prozent der Einzelhandelsunternehmen ihre Waren im Internet an.

"Immer mehr Einzelhändler in Österreich verkaufen ihre Waren via Internet und immer mehr Konsumenten kaufen online ein", fasst Spartenobfrau Bettina Lorentschitsch die Ergebnisse der Studie "Internet-Einzelhandel in Österreich" zusammen. "Es hat sich in den letzten vier Jahren einiges bewegt", geht Studienleiter Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria ins Detail. Mit einem Anteil von 3,6 Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz in Österreich ist das Online-Geschäft zwar immer noch ausbaufähig, liegt aber bereits deutlich über jenem Wert von 2006, als der Online-Anteil noch 1,3 Prozent betrug. 5700 heimische Online-Shops erzielten 2010 bereits einen Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich nicht nur um reine Internet-Handelsunternehmen, sondern zunehmend auch um Ladengeschäfte, die ins Internet drängen: "Der stationäre Einzelhandel nutzt das Internet immer mehr als zusätzliches Vertriebsmodell", ist Gittenberger überzeugt.

Zweieinhalb Millionen Web-Shopper
Und stößt dort auf eine überaus dynamische Nachfragesituation. Von den 4,8 Millionen Österreichern, die das Internet nutzen, kaufen auch bereits 2,5 Millionen online ein - zum Vergleich: 2006 waren in Österreich nur 1,8 Millionen Online-Käufer im Netz unterwegs. "Den typischen Internetkäufer gibt es mittlerweile nicht mehr", erläutert der KMU-Forscher zwar, immerhin aber lassen sich statistische Muster der Online-Konsumentenschaft erkennen. "Im Durchschnitt sind Internetkäufer um zehn Jahre jünger und formal besser gebildet ", setzt Gittenberger den Internet-Käufer zum Durchschnitt der österreichischen Bevölkerung in Kontrast. Im Mittel gibt ein österreichischer Online-Shopper jährlich 1800 Euro im Netz aus, tätigt 15 Bestellungen und kauft aus fünf verschiedenen Warengruppen. Besonders gefragt sind im Web Bücher und Textilien.

Aufholbedarf für Einzelhandel
Dabei wird keineswegs nur auf heimische Anbieter zurückgegriffen. Dem 2010 erzielten Jahresumsatz von 1,9 Milliarden der österreichischen Online-Händler stehen 4,5 Milliarden Euro an Gesamtausgaben der österreichischen Konsumenten im Netz gegenüber. Während branchenübergreifend vier von fünf österreichischen Unternehmen Daten der Statistik Austria zufolge mit einer Webseite im Internet Präsenz zeigen, verfügt lediglich jedes zweite Einzelhandelsunternehmen über eine Homepage. Eine Diskrepanz, die auch auf eine größere Internetaffinität anderer Branchen hindeutet. Den Verkauf via Internet bieten nämlich gar nur 15 Prozent der Einzelhandelsunternehmen an.

Die Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich will folglich hier ansetzen, um das Potenzial, das der Internethandel für den österreichischen Einzelhandel birgt, abzurufen. "Ein erster Schritt ist, Maßnahmen zur Bewusstssbildung zu setzen", kündigt Lorentschitsch eine Informationsoffensive für Einzelhandelsunternehmen in den Bundesländern an.

Gleichzeitig weist die Spartenobfrau auf die Problematik unterschiedlicher Rechtsvorschriften beim grenzüberschreitenden Handel hin. So sei etwa durch Abgaben wie Urheberrechtsgebühren für diverse Produkte eine Benachteiligung österreichischer Online-Händler gegenüber ausländischen Mitbewerbern festzustellen. "Wir müssen darauf achten, dass die Systeme kompatibel werden", richtet Lorentschitsch einen Appell an die Politik. Denn schließlich gilt es, den heimischen Einzelhandel nicht nur für das Internet fit zu machen - sondern auch die Chancen, die der Online-Verkauf gerade im grenzüberschreitenden Handel eröffnet, zu ergreifen.