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Handel fürchtet EU-Erweiterung

Von Christine Zeiner

Europaarchiv

Ab 1. Mai 2004 wird sich die Wettbewerbssituation Österreichs als internationaler Wirtschaftsstandort "schlagartig" ändern, ist man sich im Handelsverband, der die heimischen Mittel- und Großbetriebe im Handel repräsentiert, bewusst. Die EU-Beitrittsländer würden mit liberaleren Öffnungszeiten und geringeren Abgaben- und Steuersätzen aufwarten.


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Der österreichische Handel möchte wettbewerbsfähiger werden und tritt deshalb für eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten und ein geändertes Entlohnsystem ein. "Angesichts der bevorstehenden EU-Erweiterung darf die Diskussion sogar über eine totale Freigabe der Öffnungszeiten kein Tabu sein", sagte Ferdinand Brenninkmeyer, Präsident des Handelsverbandes und C&A-Chef, am Donnerstag vor Journalisten: Die verlängerten Öffnungszeiten in einigen Bundesländern beurteilte er als "vollen Erfolg".

Michael Wüger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) relativierte gegenüber der "Wiener Zeitung" das "Schreckgespenst EU-Erweiterung": Es könne nicht nur von einer Einbahnstraße, sprich: von einem Kaufkraftabfluss, geprochen werden, sondern: "Das ist sicher ein Fass, das in beide Richtungen offen ist." Je mehr Österreicher in die "neuen" Länder einkaufen fahren würden, umso eher und höher würden die Preise steigen. Mit der Zeit würden sich die Preise angleichen. Wie lange die Übergangsphase dauern werde, könne er "seriöserweise" nicht sagen, so Wüger. Wenn sich der österreichische Handel im Preiswettbewerb nicht durchsetzen könne, müsse eben eine "andere Schiene" gefahren werden. Als Beispiel nannte Wüger gute Beratung oder eine Sortimentspolitik, die es in den jeweiligen Beitrittsländern vielleicht nicht gebe.

Änderungen wünscht sich der Handelsverband nicht nur bei den Öffnungszeiten, sondern auch bei Zuschlägen für Nacht- und Feiertagsarbeit. Im Rahmen der laufenden Kollektivvertragsgespräche tritt der Verband für die Abschaffung aller Zuschläge ein. Manfred Wolf von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) sagte dazu: "Unter Zuschläge fallen auch Zeitgutschriften, die eine massive Entlastung der Lohnnebenkosten ergeben haben. Da hat der Handel schon Millionen von Euro eingespart."