Energieeffizienzgesetz: Betriebe haben Vorgaben übererfüllt. Handel um Energieeffizienz-Maßnahmen erfolgreich gestartet.
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Wien. Mit dem neuen Energieeffizienzgesetz - dieses ist seit Jänner vergangenen Jahres in Kraft - ist auch der Handel mit Energieeffizienzmaßnahmen gut angelaufen. Energieeffizienz-Plattformen wie Energiebonus, Syneco und One Two Energy habe ein erfolgreiches, wenn auch kurzes Handelsjahr hinter sich.
Die zwei Geschäftsführerinnen von One Two Energy, Gudrun Pelinka und Eveline Steinberger-Kern, sprachen am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz von einer "intensiven, aber erfolgreichen Handelsperiode". Das Handelsvolumen an Energieeffizienz-Nachweisen betrug rund 50 Gigawattstunden (GWh). "Von 50.0000 Kilowattstunden bis mehrere Gigawattstunden war alles dabei", so Pelinka. Der Handel sei vor allem ab Dezember intensiver geworden. Bei den angemeldeten Maßnahmen für Haushalte habe es sich vor allem um Heizkesseltausch, thermische Sanierung und LED-Lampen gehandelt.
Volle Energie zurück
Seit dem 1. Jänner 2015 müssen heimische Energieversorger - beispielsweise Tankstellen oder Stromanbieter -jährlich 0,6 Prozent an Energie einsparen. Betroffen sind auch mittlere und größere energieintensive Betriebe mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro jährlich und mehr als 249 Mitarbeitern. Sie unterliegen zwar nicht der Einsparungspflicht von 0,6 Prozent, aber sie müssen Energiesparpläne vorlegen. Das Gesetz trifft laut Wirtschaftsministerium 1000 heimische Betriebe. Kleinanbieter sind ausgenommen.
Die betroffenen Unternehmen hatten bis zum 14. Februar Zeit, entsprechende Sparmaßnahmen bei der Monitoringstelle des Wirtschaftsministeriums zu melden oder über Plattformen zu handeln. Laut den Geschäftsführerinnen von One Two Energy betrug der durchschnittliche Handelspreis vier bis fünf Cent pro Kilowattstunde. Im Jänner habe er sich bei drei bis vier Cent für die Industrie und bei vier bis fünf Cent für Haushalte eingependelt.
Einsparziele erfüllt
Nach anfänglicher Schwierigkeiten haben die Energielieferanten die Einsparungsziele für das Vergangene Jahr laut Wirtschaftskammer sogar übererfüllt. Der Meldestelle hätten für 2015 Einsparungsverpflichtungen im Umfang von 5,51 Petajoul (PJ) gemeldet werden sollen. Tatsächlich wurden 9,59 PJ gemeldet. Damit hat man die Meldepflicht um das 1,7-Fache übererfüllt.
Die meldepflichtigen Unternehmen haben außerdem freiwillige Maßnahmen im Umfang von 11,15 PJ gemeldet. Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKO, zeigt sich auch mit dem Maßnahmenhandel zufrieden: "Die Unternehmen können Maßnahmen kaufen, und das Geld fließt dann zur Gänze in Einsparungen."
Im Rahmen des sogenannten Bankings können die Unternehmen außerdem Maßnahmen jederzeit veräußern oder für spätere Verpflichtungsjahre aufheben. Ohne dem wären die Handelspreise auf den Plattformen explodiert, so Schwarzer.
Der Gas- und Stromanbieter Montana setzt bei Effizienzmaßnahmen auf die eigenen Kunden. Angeboten werden Zuschüsse zum Heizkesseltausch im Ausmaß von 600 Euro, 200 Anträge habe man für die erste Periode bekommen, so Geschäftsführer Clemens Wodniansky-Wildenfels. 2015 sei die Verpflichtung relativ leicht zu erfüllen gewesen. 2016 und die folgenden Jahre dürften seiner Ansicht nach schwieriger werden. Grundsätzlich kritisierte er, dass mit dem Gesetz die Verantwortung zur Energieeffizienz von den Lieferanten getragen werden müsse.
Sowohl die WKO als auch die österreichische E-Wirtschaft zeigten sich zufrieden mit den erreichten Einsparmaßnahmen. Aber: "Die Bürokratie ist geblieben", kritisiert Schwarzer. Und auch Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Österreichs E-Wirtschaft, sagt zur "Wiener Zeitung": "Das Gesetz ist wirklich gut angelaufen, es ist allerdings ein irrsinniger Aufwand für Unternehmen." Betroffene Betriebe hätten von Überstunden und großem zusätzlichen Aufwand rund um das Einreichen der Maßnahmen berichtet.
Probleme gibt es zudem bei der technischen Umsetzung, berichten Schwarzer und Schmidt. Auf der Plattform der Meldestelle könne man beispielsweise Ergebnisse nicht zwischenspeichern. Deshalb möchte die E-Wirtschaft dem Wirtschaftsministerium demnächst eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen übermitteln, wie man den Aufwand für Betriebe reduzieren oder die Plattform verbessern kann.