Die Corona-Pandemie schlägt voll auf das Geschäft der Gewerbe- und Handwerksbetriebe durch. Die Neuauflage der Förderung wäre ein wichtiger Konjunkturimpuls, sagt die Wirtschaftskammer.
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Kaum ein Gewerbe- oder Handwerksbetrieb ist 2020 von der Corona-Pandemie verschont geblieben. Friseure, Kosmetiker, Fußpfleger und andere Anbieter sogenannter körpernaher Dienstleistungen mussten ihre Studios zeitweise zusperren und sind derzeit wieder einmal im Lockdown. Zahlreiche weitere Berufsgruppen leiden unter fehlenden Aufträgen aus Hotellerie, Gastronomie und Eventbranche. Bäcker, Fleischer, Konditoren, Textilreiniger, Kleidermacher, Tontechniker, Fotografen - Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), kommt mit dem Aufzählen gar nicht nach.
Freie Kapazitäten im Bau- und Baunebengewerbe
Recht stabil sei die Lage bisher in investitionsgüternahen Branchen wie dem Bau- und Baunebengewerbe gewesen, wie Scheichelbauer-Schuster am Mittwoch in einem Pressegespräch ausführte. Dachdecker, Spengler, Maler, Fliesenleger konnten durchgehend weiterarbeiten. Doch nun schlägt die Corona-Pandemie auch bei ihnen durch, wie eine Umfrage der KMU Forschung Austria ergab, die noch vor dem dritten Lockdown durchgeführt wurde. "Der durchschnittliche Auftragsbestand ist im Vergleich zum vierten Quartal 2019 um 8,4 Prozent gesunken. 43 Prozent der Betriebe könnten sofort zusätzliche Aufträge ausführen. Dieser Wert ist erstmals seit fünf Jahren gestiegen", sagte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria.
Damit sich die Auftragsbücher wieder füllen, fordert die Wirtschaftkammer einmal mehr die Neuauflage des Handwerkerbonus. Die Förderaktion gab es bereits von 2014 bis 2017, bevor der damalige Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sie auslaufen ließ. Dieser berief sich damals auf die Bestimmung, wonach die Fördermaßnahme enden sollte, wenn das Wirtschaftswachstum über 1,5 Prozent zu liegen käme. Schon 2016 war das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,0 Prozent gestiegen, 2017 beschleunigte sich das Wachstum auf 2,6 Prozent.
5.200 neue Arbeitsplätze, weniger Pfusch
Privatpersonen erhielten bis zum Jahr 2017 für Wohnraumrenovierungen und -modernisierungen 20 Prozent des Rechnungsbetrags, maximal jedoch 600 Euro jährlich pro Wohnobjekt. Damit wurden Arbeitsleistungen bis zu maximal 3.000 Euro gefördert. Diesmal soll es deutlich mehr sein, nämlich bis zu 20.000 Euro, von denen dann 25 Prozent - also bis zu 5.000 Euro - zurückerstattet werden sollen. Und im Unterschied zum vergangenen Modell sollen nun auch die Renovierung und die Instandhaltung von Außenanlagen - Garten, Zäune, Garagen - einbezogen werden. Der Handwerkerbonus soll auf zwei Jahre angelegt werden, mit einer Dotierung von mindestens 50 Millionen Euro pro Jahr. "Der Bonus finanziert sich durch das erhöhte Steueraufkommen selbst", betont Bundessparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz. Außerdem sei er "das beste Mittel gegen Pfusch".
Wie die KMU Forschung Austria errechnet hat, würde die zusätzliche Wertschöpfung durch den Einsatz von 100 Millionen Euro rund 310 Millionen Euro betragen, und es würden 5.200 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Laut vorläufigen Zahlen haben Gewerbe und Handwerk im Vorjahr um 10,5 Prozent (in absoluten Zahlen: 11 Milliarden Euro) weniger Umsatz erwirtschaftet als im Jahr davor. In der Umfrage bewerteten nur 19 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut.
Positiv stimmt Spartenobfrau Scheichelbauer-Schuster, dass drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) trotz Krise ihren Mitarbeiterstand im ersten Quartal 2021 konstant halten und 11 Prozent sogar ausbauen wollen.(ede)