Im dritten Quartal musste der steirische Leiterplattenhersteller AT&S einen Einbruch beim operativen Ergebnis hinnehmen. Dieses sank gegenüber der gleichen Vorjahresperiode um 46% von 7,4 auf 4 Mio. Euro. Der Gewinn wurde durch Finanzakrobatik gesteigert. Der Quartalsumsatz stagnierte bei 85,2 Mio. Euro. Gründe sind laut AT&S-Vorstand der niedrige Dollarkurs und der geringere Handy-Absatz im Weihnachtsgeschäft.
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Bisher war AT&S erfolgsverwöhnt. Doch der Handy-markt, der zu 60% das Geschäft des steirischen Unternehmens bestimmt, ist schwierig geworden, wie es Willi Dörflinger, nur noch bis Ende Juni AT&S-Chef, gestern vor Journalisten umschrieb. Der Vorstand erwartet einen Jahresumsatz zwischen 335 und 345 Mio. Euro.
Der Mobiltelefonboom der letzten Jahre hat sich abgeschwächt. Einige Hersteller der kleinen Kommunikationsgeräte kommen ins Trudeln. So auch der Elektro-Multi Siemens. Mit der Handy-Sparte wurde seit 2 Jahren kein Gewinn gemacht, jetzt wird über neue Wege nachgedacht. Der neue Siemens-Vorstand soll heute bekannt geben, wie es mit dem angeschlagenen Sektor weitergeht. AT&S bereitet die Situation "Kopfzerbrechen". Immerhin bringt Siemens 16% vom Umsatz. Dörflinger geht davon aus, dass der deutsche Konzern sich nicht gänzlich von der Handy-Produktion verabschieden wird: "Vielleicht wählt man einen japanischen Partner."
Damit wäre AT&S, das versucht in Japan Fuß zu fassen, sogar geholfen. Denn mit einem Schlag gebe es einen neuen Geschäftspartner, der nicht erst lange umworben werden müsste. Dörflinger glaubt nicht, dass sich die Siemens-Sanierung rasch auswirken wird. Denn "es ist nicht einfach, bei laufender Serie die Leiterplatten auszuwechseln. Dazu sind eine Menge technischer Voraussetzungen zu schaffen".
Als zweites Standbein hat der Leiterplattenerzeuger mit Ablegern in Asien die Automobilindustrie. Daher sind nun auch die neuen EU-Länder wie Tschechien, Ungarn, Slowakei oder Polen interessante Absatzmärkte. Aber auch die Ukraine und Russland rücken ins Blickfeld, und in Moskau wurde im letzten Quartal ein Vertriebsbüro eröffnet, ebenso in Japan.
AT&S wird in Shanghai ein weiteres Werk errichten. Die neuen Kapazitäten würden aber erst im nächsten Jahr wirksam werden. Um weiter zu wachsen, muss AT&S zukaufen. Für die Übernahme von Konkurrenten stehen rund 150 Mio. Euro zur Verfügung. Es gebe ein paar "Objekte der Begierde", doch mehr wollte Dörflinger dazu nicht sagen.
Hofübergabe Ende Juni
Willi Dörflinger verlässt Ende Juni das Unternehmen. "Ich scheide mit gemischten Gefühlen, der Abgang fällt mir nicht leicht. Immerhin ist die AT&S mein Baby." Doch der Abschied war schon von langer Hand geplant und angekündigt. Dörflinger wird in den Aufsichtsrat wechseln.
Vorstandsvorsitzender wird ab Juli der bisherige Finanzvorstand Harald Sommerer, der schon Teile der Agenden von Dörflinger übernommen hat. Im April 2004 wurde der Däne Steen E. Hansen als neuer Finanzvorstand eingesetzt. Neuer Technik-Vorstand wird ab April der langjährige Leiter des Werkes in Hinterberg Heinz Moitzi, der beim internen Besetzungskampf die von Anfang an die besten Karten hatte.
Zur Ruhe setzen will sich der Steirer Dörflinger noch lange nicht. Er hat mit seinem Langzeit-Partner Hannes Androsch das Hotel Astoria am Wörthersee gekauft und lässt es zu einem Kurhotel umbauen. Die Gesamtkosten schätzt er auf 10 Mio. Euro. Die Gäste müssen sich dort der FX Maier-Diät, die aus Milch, Semmeln und Abführmittel besteht, unterziehen. Die Eröffnung findet Mitte Mai statt.