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Handy-Vendetta im Opernhaus

Von Christoph Irrgeher

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Wer "Star Trek" kennt, kennt auch den alten Klingonenspruch: "Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird." Den kennt womöglich auch Karl Heinz Jeron. Denn der deutsche Konzeptkünstler will Vendetta ohne Wutgeschrei. Ziel seines Zorns freilich: Das Handygeplapper im öffentlichen Verkehr. Jahrelang, minutiös hat er es protokolliert. Und geht nun zum Gegenangriff über: Die nervigsten Sager, von Robotern gesprochen, vermischt Jeron zu einer Oper. Einen Komponisten gilt es noch zu finden.

Nun klingt dieses Vorhaben zwar heiter. Einen entscheidenden Denkfehler hat es aber schon. Denn, bitte: Echte Rache wär’s nur, wenn Jerons Werk tatsächlich die Täter träfe. Doch die sitzen kaum in der Premiere. Sondern schnattern derweil fidel im Zug. Und außerdem: Sollte Jerons Werk von eher zweifelhaftem Wert sein - wie er jüngst der weltersten "Spam-Oper" beschieden wurde -, leiden ja eigentlich noch mehr Menschen.

Hilft alles nichts: Will Jeron Vergeltung, müsste sein Werk schon Bus und Bim entern - und die Trivial-Telefonierer an ihrem Tatort abstrafen. Was die Verkehrsunternehmen zwar kaum gestatten dürften. Aber vielleicht ermannt sich der Konzeptkünstler (denen immer allerlei zuzutrauen ist) ja doch zur konsequenten Aktion. Wie heißt es so schön in einem anderen Klingonen-Sprichwort: "Es gibt keinen Krieg ohne Kampf."