)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Bei Oma und Opa regiert um 16 Uhr Barbara Karlich. Das hat laut Oma den Vorteil, dass man manchmal auch etwas Lustiges sieht. Opa zufolge lässt es sich währenddessen so gut schlafen wie sonst nur, wenn die Autos im Kreis fahren. Am Mittwoch schloss man sich an, den Mythos zu ergründen. "Früher wurde ich gehänselt - schaut, was aus mir geworden ist!" lautete das Thema, das Menschen ins Studio brachte, die als Kinder "Bohnenstange", "Kirchenmaus" oder "Fliegenscheißer" geheißen wurden - bei Letzterem musste auch das Publikum lachen, das vor Entsetzen sonst nur den Kopf schüttelte. Wurden doch gar schreckliche Geschichten über Frotzeleien durch Mitschüler erzählt, die man, Scherz, selbst vor allem aus der Tätersicht kannte. Wie Karlich ihr Metier seit weit über 2000 Sendungen werktäglich durchsteht, blieb dabei in Rätsel. Im bronzefarbenen Zeitgeistdirndl ließ die Talk-Masterin als resche Gretel keinen Verschleiß erkennen. Offen interessiert ("Hättest du dich jemandem anvertrauen können?") am Schicksal der Gehörnten, befanden sich Karlich und ihre Gäste auf Augenhöhe. Freilich hätte man es nicht mit einer Talk-Show zu tun, spielte die Moral keine Rolle. Letztlich, so der küchenpsychologische Tenor, müsse man sich selbst akzeptieren. Die Freude darüber, dass die Täterinnen von einst heute verhärmte Hausfrauen sind, "die sich nicht mehr herrichten für den Mann", blieb dennoch unerlässlich. Denn, so Barbara Karlich zum Abschluss: "Wer zuletzt lacht, lacht am besten." Genugtuung mit präventiver Absicht.