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Harmonie abseits des Fackellaufes: China und Taiwan reden wieder

Von Georg Friesenbichler

Analysen

Die "Reise der Harmonie", wie China den Fackellauf für seine Olympischen Spiele nennt, ist noch nicht überstanden. Die jüngsten Stationen wurden zwar nicht durch Tibet-Sympathisanten gestört, aber schon in Neu Delhi am Donnerstag könnte das anders aussehen. Die Strecke wurde, wie auch anderswo, vorsorglich schon gekürzt. In Indien leben 100.000 Exil-Tibeter. Das australische Canberra oder das japanische Nagano sind gleichfalls für Demonstrationen gut. Erst ab Anfang Mai wird es ruhiger - dann wird die Fackel durch chinesisches Territorium getragen, auch durch das umstrittene Himalaya-Gebiet.


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Da kommt die Nachricht von einer "guten, harmonischen Chemie" gelegen, die ein Vertreter Taiwans verlauten lässt. Sehr rasch nach den gewonnenen Wahlen hat der neue taiwanesische Präsident Ma Ying-jeou ein Treffen seines Vizepräsidenten mit den Festlandchinesen arrangiert. Das Resultat ist ein Durchbruch - nach fast zehn Jahren eingefrorener Beziehungen will man nun wieder miteinander reden.

Ironie der Geschichte: Ma, der sein Amt noch nicht einmal angetreten hat, ist ein Vertreter der Kuomintang, die lange Zeit der erbittertste Feind von Maos Volksrepublik war. Aber auch sie hat erkennen müssen, dass der Konfrontationskurs, den die konkurrierende Fortschrittspartei in den letzten Jahren einschlug, bei der Bevölkerung nicht gut ankommt. Auf der kleinen Insel Taiwan ist der Wunsch nach "Harmonie" wohl ebenso tief verwurzelt wie auf dem Festland, wo diese sogar zum Staatsziel proklamiert worden ist.

Denn Harmonie ist ein Begriff, der weit in die chinesische Geschichte zurückreicht. Konfuzius hat ihn um 500 v. Chr. als Ziel vorgegeben, nachdem das Land 500 Jahre lang in Chaos versunken war. Auch die Kommunisten greifen auf die traditionellen Werte des Konfuzianismus zurück. Dazu gehören neben Harmonie auch Ordnung und Einheit. Das Gemeinwohl steht über dem Wert des Individuums, wie ihn die westliche Philosophie betont. Das trifft sich mit den Bedürfnissen eines hierarchisch organisierten, autoritär regierten Staates und erschwert den Dialog mit den Verfechtern von Menschenrechten.

Auch Taiwan hat nach Jahrzehnten der Kuomintang-Herrschaft erst vor wenigen Jahren zur Demokratie gefunden. In ihr wurde nun ein freundlicher Kurs gegenüber der Volksrepublik gestärkt. Noch ist man auf Seiten Taiwans vorsichtig um Abgrenzung bemüht: Nach der Eiszeit müsse erst einmal gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Direktflüge und stärkere Wirtschaftsbeziehungen sollen dabei helfen. Ganz im Geiste der Harmonie. Seite 6

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