"Treffen der Zivilisationen" in Antakya. | Istanbul. (apa) Bei einem hochrangig besetzten "Treffen der Zivilisationen" will sich die Türkei in den nächsten Tagen als Land präsentieren, in dem Moslems, Juden und Christen friedlich zusammenleben. Die Konferenz vom 25. bis zum 30. September findet im südtürkischen Antakya statt, dem antiken Antiochien, wo einst Petrus und Paulus wirkten und wo Christen zum ersten Mal Christen genannt wurden. Die Türkei will sich als verbindende Brücke zwischen den Welten empfehlen, als modernes Land, in dem Religionsfreiheit herrscht und in dem moslemische Bevölkerungsmehrheit keine Probleme mit Christen oder Juden hat. Als sichtbares Zeichen dieser Botschaft gilt das Logo des Treffens, in dem ein Kreuz, ein Davidsstern und ein Halbmond enthalten sind.
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Bei dem Emblem zeigte sich aber auch sehr rasch, dass es mit der Harmonie der Religionen in der Türkei so eine Sache ist. Türkische Islamisten und Oppositionspolitiker attackierten das Logo und die Ziele der Veranstaltung. In einer israelischen Provinz wäre wohl kaum eine Veranstaltung unter dem Zeichen des Halbmondes denkbar, kritisierte ein Oppositionsabgeordneter. Islamistenchef Recai Kutan warf den Veranstaltern vor, sie wollten den Islam "verwässern".
Auch kann der Harmonie-Anspruch der Konferenz nicht darüber hinwegtäuschen, dass die religiösen Minderheiten in der Türkei erhebliche Probleme haben. Kurz vor dem Treffen begann vor dem Europäischen Menschenrechtsgericht ein Verfahren christlicher Stiftungen gegen den türkischen Staat. In dem Prozess fordern die Christen die Rückgabe enteigneter Immobilien.