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Bundespräsident Heinz Fischer auf Staatsbesuch in Italien.
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Rom. Es kommt nicht häufig vor, dass Österreich international so auf Händen getragen wird. Als Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstag zum Staatsbesuch in Rom eintraf, wurde sichtbar, wie gut die österreichisch-italienischen Beziehungen sind. Das ausgezeichnete Klima zwischen den beiden Nachbarn ist auch der freundschaftlichen Verbindung der beiden Staatspräsidenten, also Fischer und seinem 89-jährigen Amtskollegen Giorgio Napolitano geschuldet.
"Napolitano ist ein weiser Staatsmann, der für Italien eine historische Leistung vollbracht hat", lobte Fischer seinen Amtskollegen im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Beide sind als Sozialdemokraten (Fischer) respektive Ex-Kommunisten (Napolitano) bereits seit Mitte der 80er Jahre von verschiedenen internationalen Treffen miteinander bekannt und telefonieren regelmäßig. "In seinem Amt wird er nicht gleichwertig ersetzbar sein", fügte der Bundespräsident hinzu.
Fischer bezog sich damit auf bisher nicht offiziell bestätigte Berichte, der knapp 90-jährige Napolitano werde nach dem Ende der italienischen EU-Präsidentschaft zurücktreten. Verschiedene Medien bezeichneten die Visite deshalb als "Abschiedsbesuch". Weil auch Fischer im Juli 2016 aus dem Amt scheiden wird, könnte es das letzte Treffen der beiden Politiker als Staatschefs ihrer Länder gewesen sein. Beide wollten den persönlichen Kontakt aber auch über ihre Amtszeit hinaus pflegen, hieß es.
Fischer wurde im Quirinalspalast in Rom, dem Sitz des italienischen Staatspräsidenten, mit militärischen Ehren begrüßt. "Ein vergleichbares Treffen von solcher Herzlichkeit, gegenseitigem Verständnis und Nähe ist nur schwer vorstellbar", sagte Napolitano. Italien ist nach Deutschland Österreichs größter Handelspartner und das beliebteste Urlaubsland bei Österreichern.
Bei einem Vier-Augen-Gespräch erörterten die beiden Staatsoberhäupter in erster Linie bilaterale sowie internationale Fragen. Dabei ging es auch um die Südtirol-Problematik. Spekulationen um Einsparungen von italienischer Seite beim Bau des Brenner-Basistunnels wies Fischer zurück. Napolitano und Ministerpräsident Matteo Renzi hätten ihm hierfür positive Signale gegeben. Auch beim Südtirol-Abkommen, in dem die Zahlungen der Autonomieregion an die Zentralregierung in Rom derzeit neu geordnet werden, sei man auf einem guten Weg. Befürchtungen, Italien könnte sich in Südtirol zur Finanzierung seines Haushaltsdefizits stärker bedienen, seien nicht begründet.
Fischer wurde anschließend von Premier Renzi zum Mittagessen im Palazzo Chigi eingeladen. Bei einem Gespräch illustrierte der 39-jährige Renzi detailliert den Ablauf der von ihm in Italien geplanten Reformen und fragte offenbar immer wieder Fischer um Rat. In der österreichischen Delegation wurde das Treffen mit Renzi äußerst positiv aufgenommen. "Da ist Schwung drin", hieß es.
Fischer, der mit seiner Ehefrau, Finanzminister Hans Jörg Schelling, Bundesratspräsidentin Ana Blatnik und einer Wirtschafts- und Kulturdelegation nach Rom reiste, war am Abend zu einem Bankett bei Napolitano eingeladen. Am Donnerstag steht dann ein Vier-Augengespräch zwischen dem Agnostiker Fischer und Papst Franziskus im Vatikan auf dem Programm.