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Es war natürlich ein Schock. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass Horst Tappert, vielen besser bekannt als Oberinspektor Derrick, einst Mitglied der Waffen-SS war. Zum Zeitpunkt der Registrierung von Tapperts Mitgliedschaft bekleidete er den Rang eines einfachen Grenadiers.
Das ist ohne Zweifel verurteilenswert, und es macht vor allem keinen schlanken Fuß, dass Tappert dazu nie ein Wort verloren hat. Über seine Zeit im Zweiten Weltkrieg hat der Schauspieler grundsätzlich wenig gesprochen. Er sei Kompaniesanitäter gewesen, sagte er in einem Interview, zum Ende des Krieges geriet er in Gefangenschaft.
Nun ist das für Fans des kultigsten Kommissars des deutschen Farbfernsehens eine desillusionierende Neuigkeit gewesen. Dass das ZDF jetzt verkündet hat, dass es ab sofort keine Wiederholungen der Serie ausstrahlt, hat aber schon etwas alberne Züge. Offenbar war man ja jahrelang nicht der Meinung, dass die Krimi-Reihe Nazi-Gedankengut verbreitet. Obwohl man wusste, dass der Erfinder und Drehbuchschreiber Herbert Reinecker auch bei der SS war. Die Verbannung der Serie ändert nichts an der Vergangenheit ihres Hauptdarstellers. Übrigens haben noch viele andere an "Derrick" mitgearbeitet, total unverdächtige Menschen. Was dieses versuchte Löschen von "Derrick" aus dem kollektiven Bewusstsein freilich bewirken kann: Dass sich niemand mehr ernsthaft historisch mit dem Thema "Tappert und die SS" befassen wird. Das hören vor allem all jene gern, die endlich nichts mehr von der NS-Zeit wissen wollen. Und wem das nützt, ist wieder eine andere Frage.