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Harry Potter ist schon wieder out

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

So schnell kann es gehen: Eben noch trendig, und schon wieder "uncool". Und welcher junge Mensch trägt gern eine Schultasche mit einem Motiv vom letzten Jahr? Zauberlehrling Harry Potter ist als Motivträger heuer schon wieder out, der wilde Mustang "Spirit" dafür derzeit in der Beliebtheitsskala ganz oben. Österreichs Schülerinnen und Schüler stellen ein großes Umsatzpotenzial dar, um das Ketten wie Pagro und Libro sowie Einzelhändler heftig kämpfen.


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Für den Schreib- und Papierwarenhandel ist wieder die heißeste Zeit des Jahres angebrochen: Das Schulgeschäft macht für den Fachhandel rund ein Drittel des Jahresumsatzes (derzeit ca. 145 Mill. Euro) aus. "Leider gibt es auch andere Anbieter, wie etwa Interspar oder die Möbelketten, die sich auf die Schulschiene setzen und mit Schulartikeln 10% des Gesamtumsatzes erwirtschaften", verwies der Bundesgremialvorstand der Abteilung Schreibwaren in der Wirtschaftskammer Österreich, Oswald Heimhilcher im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" auf Konkurrenz innerhalb der Schulartikelanbieter. Er sieht heuer in seiner Branche einen Zuwachs von 5 bis 8%, "partiell können es auch 15% sein."

Hochsaison auch bei Libro, Pagro und Co.

"Das Geschäft zu Schulbeginn macht bei uns sicher 70% des gesamten Schulartikelumsatzes aus, der wiederum 25% des Jahresumsatzes entspricht", rechnete Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer des Büroartikelgroßhandelsunternehmens Papiercenter Babel, das rund 70 Pagro-Filialen in Östereich betreibt, vor. Obwohl sich der Buch- und Mediendiskonter Libro gerade mitten in der Abwicklung seines Insolvenzverfahrens befindet, herrscht auch dort gerade Hochsaison mit Schulwaren aller Art. Mitte August wurden die Flugblätter verschickt, und seither verlaufe die Umsatzentwicklung "sensationell", berichtete Marketingbetreuerin Marianne Kern. Man liege über den Vorjahresschulzahlen.

Teurer Spaß Schulkind

Laut Schätzungen der Arbeiterkammer (AK) Wien müssen Eltern für die nötigsten Schulartikel je nach Alter ihrer Kinder rund 88 bis 100 Euro aufbringen. Karl Kollmann, Konsumentenschützer der Wiener AK meinte dazu: "Der Druck der Kinder auf ihre Eltern, die Jahr für Jahr in neuem Design und zu höheren Kosten aufgelegten, viel beworbenen (Marken-)Artikel zu kaufen, ist enorm gewachsen." Dabei sei eine Marke kein Garant für Qualität.

Franz Prielhofer von der Papier-Büro-Schreibwaren GmbH Skribo sieht das anders: Die meisten namhaften Schultaschenhersteller und Serienanbieter würden sehr wohl auf Qualität setzen. Wieviel ein Schulkind die Eltern koste, hänge letzendlich davon ab, "ob der Käufer auf Qualität schaut oder nicht." Unter Qualität versteht er z.B. ergonomisch geformte Schultaschen mit Sicherheitsstreifen. "Billigangebote führen wir im Normalfall nicht."

Wimmer (Pagro) nennt knapp 73 Euro als Grundausstattung für einen Volksschüler - dies enthalte u.a. eine kostengünstige Schultasche, Sportbeutel, Federschachtel, Hefte und eine Füllfeder. Es sei aber auch möglich, dass allein die Schultasche 73 Euro koste. Für einen Gymnasiasten könne sich der Betrag auf 110 bis rund 500 Euro steigern - "man denke nur an die Ausstattung für geometrisches Zeichnen".

Decken Eltern ihr Schulkind im Papierfachgeschäft ein, so kommt das (exklusive Schultasche) auf 50 bis 70 Euro, schätzt Heimhilcher. Für eine Schultasche seien zusätzlich zwischen 30 und 110 Euro zu berappen, meint er. Und auch hier mehrten sich die Kosten mit zunehmenden Alter. "Ich habe bisher 128 Euro ausgegeben", erzählt Waltraud Richter, Mutter eines 12-jährigen Buben, der heuer in die dritte Klasse Mittelschule kommt. "Die Volksschule war wesentlich billiger." Dabei habe sie alles im Sonderangebot erstanden: Rucksack, Bunt- und Filzstifte, Klarsichthüllen, Zirkel usw. "Malkasten und Ölkreiden stammen noch aus dem Vorjahr." Frau Richter rechnet mit weiteren Ausgaben von 150 bis 200 Euro für spezielle Artikel, die seitens der Schule (z.B. Sportschuhe für innen und außen) erwünscht sind.