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Hart verdiente Kohle

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Sommerjobs bieten einen echten Einblick in die Arbeitswelt.


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Wien. Ferienjob - das klingt für viele nach leicht verdientem Geld, mit dem sich Jugendliche im Sommer ihr Taschengeld aufbessern können. Dabei sind manche der Tätigkeiten, für die Schüler und Studenten Ferienwochen opfern, durchaus in die Kategorie "hart verdiente Kohle" einzuordnen.

Nichts für Langschläfer ist etwa ein Sommerjob bei der österreichischen Post, die auch heuer wieder an die 1500 Vertretungen für ihre Zustellerinnen und Zusteller sucht. "Dienstbeginn ist um 6 Uhr", sagt Post-Pressesprecher Michael Homola. Der Nachmittag ist frei und kann dazu genutzt werden, um die müden Glieder auszuruhen. Die Zustellwagerl, mit denen die meisten Postler unterwegs sind, wiegen nämlich durchschnittlich 150 bis 200 Kilo. Eine schweißtreibende Tätigkeit also, die mit mindestens 1000 Euro brutto entlohnt wird. "Wiederkehrer" - Homola: "Die sind uns die Liebsten, weil sie sich schon auskennen" - bekommen etwas mehr. Noch sind genug Sommerjobs bei der Post zu haben. Wer sich bewerben will, sollte volljährig und unbescholten sein, gut Deutsch können und laut Stelleninserat "mit Verantwortung umgehen können".

Urlaubsersatzkräfte oder -vertretungen gelten als "echte" Ferialarbeiter. Das sind Schüler und Studenten, die - im Gegensatz zu Praktikanten und Volontären - als Dienstnehmer in persönlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit beschäftigt werden. Die Bezahlung richtet sich üblicherweise nach dem entsprechenden Branchen-Kollektivvertrag, der ein Mindestentgelt festlegt. Am Bau verdienen Ferialarbeiter zum Beispiel mindestens 7,73 Euro brutto in der Stunde oder rund 1200 Euro im Monat, weiß Irene Holzbauer, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht in der Arbeiterkammer Wien. Dazu komme noch das anteilige Urlaubsgeld.

Asphaltieren, reparieren, Leitungen verlegen

Jobs in der Baubranche sind beliebt und daher auch schnell weg. Bei der Strabag etwa, die heuer so wie im Vorjahr von Juni bis September wieder rund 700 Jugendliche auf Baustellen und in den technischen und kaufmännischen Büros beschäftigt, sind die Schotten schon dicht. "Freie Stellen gibt es kaum noch", heißt es auf Anfrage.

Einer, der auch schon einmal am Bau "gehackelt" hat, ist Medizinstudent Oliver Binder aus Krems. "Die Arbeit war sehr abwechslungsreich", sagt der 20-Jährige über seinen Sommerjob bei einer niederösterreichischen Baufirma. "Die meiste Zeit habe ich zusammen mit dem Mechaniker die verschiedenen Fahrzeuge, von Anhängern und Lkws bis zu Baggern, repariert. Außerdem habe ich Wasserleitungen verlegt und repariert, asphaltiert und Löcher ausgehoben."

Er habe "gut verdient", resümiert der Student, der zuvor auch schon bei einem Hersteller von Tiefkühlkost in der Kühlhalle gearbeitet und in einem Entsorgungsbetrieb Müll sortiert hat. "Als Student kann man natürlich immer Geld gebrauchen. Ich habe mir zum Beispiel einen neuen Laptop geleistet, den ich für mein Studium brauche", sagt Binder.

Oft sind vorübergehende Aushilfen jedoch vom Kollektivvertrag ausgenommen, etwa bei Banken und Versicherungen. Die Bezahlung fällt dementsprechend auch nicht ganz so üppig aus. Mit einem Taschengeld sollte man sich aber laut Arbeiterkammer nicht abspeisen lassen. Holzbauer: "700 bis 1000 Euro brutto sollte der Ferienjob auf jeden Fall bringen." 1050 Euro brutto verdienen Studenten im Sommer bei der Allianz-Versicherung. 870 Euro brutto stehen am Lohnzettel von Schülern, die ihr Taschengeld in den Ferien aufbessern wollen, heißt es auf Anfrage. Insgesamt beschäftigt die Allianz heuer 175 "Ferienjobber".

Nach AK-Schätzungen verdienen sich hierzulande mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler Geld in den Ferien oder sammeln als Praktikanten erste Berufserfahrungen. Irene Holzbauer legt wie jedes Jahr den jungen Menschen ans Herz, sich über ihre Rechte zu informieren. Oft würden echte Arbeitsverhältnisse fälschlicherweise als Volontariat oder Praktikum bezeichnet - das sollte im Vorfeld auf jeden Fall geklärt werden.

Während des Ferialjobs empfehlen sich regelmäßige genaue Arbeitsaufzeichnungen. Sollte zustehendes Entgelt nicht ausbezahlt werden, sollte man aufgrund der Verfallsbestimmungen mit der Einforderung der Nachzahlung nicht zu lange warten.