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Hartberg erstattet in Affäre rund um Madoff Anzeige

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Geschädigte Stadt will österreichische "Fondsmanager" zur Rechenschaft ziehen. | Rechtsanwalt Hausmaninger setzt sich gegen "falsche Vorwürfe" zur Wehr. | Wien. Rund um die Milliarden-Betrugsaffäre des US-Finanzzampano Bernard L. Madoff werden jetzt auch in Österreich schwere Geschütze aufgefahren.


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Die Stadt Hartberg hat bei der Staatsanwaltschaft Wien Strafanzeige gegen die früheren Vorstände des Alpha Prime Fund, Stefan Zapotocky und Peter F., und den Anwalt Christian Hausmaninger erstattet. Neben angeblichen Vergehen nach dem Investmentfondsgesetz werden darin Betrugs- und Untreuevorwürfe erhoben. Die Vorwürfe werden bestritten.

Fakt ist: Hartberg ist Opfer des Madoff-Betrugs. Die Gelder, mit denen die Stadt über die Firma Anaxo Anteile des Alpha Prime Fund erwarb, flossen laut Anzeige in dessen Schneeballsystem. Die Oststeirer beklagen 457.000 Euro Schaden.

"Wir haben im guten Glauben gehandelt und das Investment ist uns vom Anlageberater Anaxo und von unserem seinerzeitigen Generalverwalter empfohlen worden", sagt Karl Pack, Bürgermeister von Hartberg. "Dass das so ausgegangen ist, ist sehr bitter. Wir haben den Fall dem Prozessfinanzierer AdvoFin übergeben." AdvoFin-Anwalt Ulrich Salburg hat Klage eingebracht und jetzt die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen.

Laut Kapitalmarktprospekt wurde der Alpha Prime Fund (317 Millionen Dollar Volumen) von den Fonds-Vorständen und Ex-Bank-Austria-Mitarbeitern Stefan Zapotocky und Peter F. gemanagt. F. war zugleich Geschäftsführer des Vermögensberaters Anaxo Financial Services. Die Fonds-Vorstände bestellten einen Investmentmanager, die Alpha Prime Asset Management Ltd. Das Geld der Anleger sollte in 30 bis 40 hochliquide US-Wertpapiere investiert werden.

Nur einmal entschieden

Laut Strafanzeige sollen die Vorstände aber "keinerlei Verwaltungstätigkeit entfaltet und keine Entscheidungen über das Investment getroffen haben, mit Ausnahme der einmaligen Entscheidung, das gesamte Fondsvermögen Madoff anzuvertrauen". Auch sollen Managementgebühren bezahlt worden sein, "die mangels Leistung ungerechtfertigt waren". Außerdem sollen die Wertpapiere zum Teil bereits vor der Zulassung des Fonds durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) im September 2007 unter die Leute gebracht worden sein.

Die Anleger erwarben stimmrechtslose, gewinnberechtigte Aktien des Fonds. "Die Anleger haben gar keine Aktien des Alpha Prime Fund, weil sie nicht im Aktionärsregister eingetragen sind", behauptet Salburg. Weil die Alpha Prime-Anleger nicht im Register aufscheinen, spreche ihnen Fonds-Anwalt Hausmaninger in den Zivilverfahren sogar die Legitimation zur Klage ab.

Vorwürfe bestritten

Der frühere Fonds-Vorstand und Ex-Börse-Wien-Chef Stefan Zapotocky will zur Causa Alpha Prime nichts sagen. "Das ist zu kompliziert, das alles zu erklären", meint Zapotocky und verweist auf Anwalt Hausmaninger.

"Das Schriftstück des Herrn Kollegen Salburg ist der untaugliche Versuch, eine in Zivilprozessen aussichtslose Situation zu verbessern", kontert Hausmaninger. "Seine inhaltlich falschen Vorwürfe werden durch Wiederholung, Instrumentalisierung der Strafgerichte (...) auch nicht richtiger." Nachsatz: "Besonders bedenklich ist, dass er diese Vorwürfe bereits im Vorjahr in einer Strafanzeige gegen mich erhoben hat, der Sachverhalt von der Staatsanwaltschaft geprüft und für nicht weiter verfolgenswert erachtet (eingestellt) wurde." Weder sei er noch seine Kanzlei in die FMA-Prospekt-Zulassung oder irgendeine Vertriebstätigkeit des Fonds involviert gewesen.

"Ich gehöre nach anfänglicher Gründerfunktion auch seit 2007 nicht mehr der Alpha Prime Asset Management Ltd. an", fügt Hausmaninger hinzu. "Meine Kanzlei und ich vertreten den Fonds und seine Anleger im US-Konkursverfahren und führen in diesem Zusammenhang sehr aussichtsreiche Vergleichsgespräche." Und dass nur registrierte Aktionäre klagen können, in der Regel sind das Depotbanken, bedeute laut Hausmaninger nicht, "dass der hinter der Depotbank stehende Anleger keine Anteile hält".