Heute gehen KV-Gespräche weiter. | Positionen liegen weit auseinander. | Wien. Heute, Donnerstag, werden die Kollektivvertragsverhandlungen für rund 350.000 Beschäftigte im Handel sowie 100.000 Personen in verwandten Berufen fortgesetzt. Auf die Forderungen der Gewerkschaft nach einer realen Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzungen konterte die Arbeitgeberseite mit einem eigenen Forderungspaket - unter anderem wird verlangt, dass Mitarbeiter nicht nur jeden zweiten Samstag arbeiten dürfen.
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Die beiden vorhergehenden Gesprächsrunden blieben ergebnislos, die Fronten sind verhärtet. "Heuer sind die Gespräche schwieriger als in den vorigen Jahren", sagt Rolf Gleißner von der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ) zur "Wiener Zeitung". Der Grund: Spürbare Verteuerungen vor allem bei Sprit - die allerdings beide Seiten treffen, wie er betont.
Die Verteuerungen im gesamten Infrastrukturbereich bekämen vor allem Menschen mit niedrigeren Einkommen zu spüren, meint dagegen der stellvertretende GPA-Geschäftsführer Karl Proyer. Und das treffe - nicht zuletzt durch den hohen Teilzeitanteil - auf viele Handelsangestellte zu. Die Gewerkschaft fordert daher einen Abschluss deutlich über der Inflationsrate, die bei 2,5 Prozent angenommen wird. "Wir müssen vor allem auf jene achten, bei denen ein Großteil des Gehalts für Lebenserhaltunsgkosten aufgeht", so der GPA-Vertreter.
Im vergangenen Jahr einigten sich Unternehmensvertreter und Gewerkschafter auf eine Erhöhung der Mindestlöhne um 2,1 Prozent unter Beibehaltung der Überzahlungen.
Schwache Umsätze im Handel
Die WKÖ verweist dagegen auf die schlechte Ertragslage der Betriebe. "Jeder hat Verständnis für die Beschäftigten im Handel. Doch wir müssen auf die Einkommen der Selbstständigen schauen, die haben keinen KV", so Gleißner. Viele Handelsunternehmen hätten mit sinkenden Erträgen zu kämpfen - daher sei der Spielraum für eine Lohnerhöhung gering.
Laut KMU Forschung Austria erzielte der heimische Einzelhandel von Jänner bis September 2005 lediglich ein reales Umsatzplus von 0,2 Prozent. Nominell lag die Steigerung bei 0,8 Prozent. "Die Jahre des kräftigen Wachstums liegen schon lange zurück", resümiert Gleißner.
Streitpunkt Arbeitszeitverkürzung
Weit liegen die Positionen der Verhandler auch in Sachen Arbeitszeitverkürzung auseinander. "Dieses Thema ist für uns nicht vom Tisch", sagt Proyer. Gerade im Dienstleistungsbereich, wo die Einhaltung der Arbeitszeiten ohnehin ein Streitpunkt sei, komme der Normalarbeitszeit eine besondere Bedeutung zu. Die Unternehmensseite blockt jedoch ab: "Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist für uns ganz sicher kein Thema", stellt Gleißner klar.
Gibt es jetzt keine Einigung, wird am 17. und 18. November weiter diskutiert. Sollten die Gespräche scheitern, hat die Gewerkschaft mit Störungen des Weihnachtsgeschäftes gedroht.