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Harte Debatte um Globuli

Von Alexandra Grass

Wissen
© adobestock/Gina Sanders

Streit um Wirksamkeit von Homöopathie nach Abschaffung des Wahlfaches an der Medizinuni Wien.


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Wien. Zuckerkügelchen oder Heilmethode? Eine seit Jahren über diese Frage erbittert geführte Debatte hat dieser Tage wohl einen Höhepunkt erreicht. Mitten im laufenden Studienjahr wurde von der Medizinischen Universität Wien das Wahlfach Homöopathie gestrichen. Zudem hätte erst jüngst die Komplementärmedizin in das Ärztegesetz integriert werden sollen. Auch das wurde letztendlich doch nicht umgesetzt. Darüber hinaus wird ein Verkaufsverbot von Globuli in den Apotheken gefordert. Während sich die Skeptiker-Bewegung darüber erfreut zeigt, herrscht Entsetzen in der betroffenen Ärzteschaft. Welche Folgewirkungen sich daraus ergeben könnten, ist noch unklar.

Man hätte von Studentenseite Hinweise erhalten, dass die Inhalte der ursprünglich als kritische Auseinandersetzung mit dem Thema konzipierten Lehrveranstaltung zuletzt nicht mit dem Bekenntnis der Universität zur evidenzbasierten Medizin vereinbar gewesen seien, hießt es seitens der Medizin-Uni. Nach einer Überprüfung habe man sich daher zur Absage entschlossen. Zwölf Jahre lang war dieses als Informationspool ausgelegte Wahlfach den Studenten angeboten worden. Wie die "Wiener Zeitung" in Erfahrung bringen konnte, hätten nun drei Beschwerden von Studienteilnehmern zu diesem Schritt geführt.

"Emotionale Abrüstung"

Florian Aigner, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für kritisches Denken (GWUP Wien), sieht dieses Vorgehen als berechtigt. "Man gaukelt den Leuten etwas vor, das wissenschaftlich überprüfter Weise nicht wahr ist", betont er im Telefonat. Daher sei der Schritt einer in die richtige Richtung. Die GWUP bringe sich seit Jahren in die Diskussion "so konstruktiv wie möglich ein". Doch kommt es in der öffentlichen Debatte auch immer wieder zu Untergriffen, wie Aigner bestätigt. "Es ist nichts, was über die Zukunft unseres Gesundheitssystems oder die Gesundheit in Österreich fundamental entscheidet", daher plädiert er für eine emotionale Abrüstung zwischen den Beteiligten.

Letzten Endes dreht sich der Glaubenskrieg um eine Frage: Ist die Homöopathie evidenzbasiert - ja oder nein? Studien dazu sind zahlreich vorhanden. Wie sie ausgelegt werden, ist jedoch individuell. Daher wird sich auch wohl in nächster Zeit keine gemeinsame Meinung erzielen lassen.

Die Bevölkerung selbst scheint von der Debatte allerdings unbeeindruckt. Komplementärmedizin ist gefragter denn je. Zwei Drittel der Österreicher nehmen homöopathische Arzneimittel ein. Für deren Produktion und deren Verordnung gibt es klare gesetzliche Regelungen. Da in Österreich die homöopathische Behandlung in der Hand von Ärzten liegt, sei auch die Sicherheit gegeben, betont Thomas Peinbauer von der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin (ÖGHM). Zudem sei es in den vergangenen Jahren zu einer Standardisierung der Ausbildung gekommen und der internationale Trend laufe eher pro Homöopathie. Etwa ist diese in der Schweiz mittlerweile in das öffentliche Gesundheitssystem integriert. In Deutschland übernehmen Pflichtversicherungen teilweise die Kosten für homöopathische Leistungen. In Österreich sind sie toleriert. Und auch für Ausbildungen ist trotz des Wegfalls an der Medizinuni weiterhin gesorgt, weil die entsprechenden Gesellschaften werden sie weiter anbieten.

Verkaufsverbot in Apotheken?

"Meine große Kritik ist, dass die Medizin von einigen immer auf eine naturwissenschaftliche Medizin reduziert wird", so Peinbauer. Medizin sei laut WHO eine praxisorientierte Erfahrungswissenschaft, die auch Traditionelle Medizin und damit die Komplementärmedizin beinhalte. Im Fall der Homöopathie ist auf 200 Jahre Erfahrung zurückzugreifen. In einem eigenen Strategiepapier seien die Länder dazu aufgefordert, die Komplementärmedizin zu regulieren, gesetzlich zu regeln und zu implementieren. Diese Aufgabe verfolgen die österreichischen Gesellschaften auch.

Die Apothekerkammer sieht reges Kundeninteresse an homöopathischen Arzneimitteln und es sei somit legitim, diese zu vertreiben, reagiert Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr auf die Forderung von Patientenanwältin Sigrid Pilz nach einem Verkaufsverbot in den Pharmazien. Auch der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs stellt sich gegen ein solches Verbot. Vorrangig seien Aufklärung und Information, so Generalsekretär Alexander Herzog. Ob Schulmedizin oder Komplementärmedizin. Den Weg entscheidet letzten Endes jeder Patient für sich selbst.

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