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Die große Bewährungsprobe für den Einzelhandel bei der Umstellung auf den Euro findet in den zwei Monaten zwischen dem 1. Jänner 2002 und dem 28. Februar 2002 ("Tag !") statt, dann nämlich, wenn die beiden Währungen gleichzeitig gültig sind ("duale Phase"). In diesem Zeitraum müssen an den Kassen sowohl Schilling als auch Euro entgegengenommen werden. Als Retourgeld herausgegeben werden sollen jedoch nach den Wünschen der EU-Kommission nur Euro und Cent. Eine telefonische Umfrage zeigte, dass Großkaufhäuser und Supermärkte auf diese Situation gut vorbereitet sind. Sorgenkinder für die EU sind aber die Klein- und Mittelbetriebe.
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Nach dem Euro-Währungsangabengesetz (BGBl Nr. 110 vom 22. Juli 1999) sind alle Unternehmen verpflichtet, vom 1. Oktober 2001 bis 28. Februar 2002 die Preise ihrer Waren und Dienstleistungen und die zu bezahlenden Endsummen auf Rechnungen sowohl in Schilling als auch in Euro anzugeben. (Diese Verpflichtung besteht jedoch nicht für Tankstellen, das Taxigewerbe und Kleinbetriebe mit höchstens neun Beschäftigten.)
Zahlung mit Schilling - Retourgeld in Euro
Wenn der Kunde vom Tag ! an einen Euro-Rechnungsbetrag in der neuen Währung bezahlt, ändert sich nichts gegenüber heute, nur dass die ganze Geldtransaktion statt in Schilling in Euro abläuft. Anders ist es jedoch, wenn der Kunde in der Zeit des Parallelumlaufs mit Schilling zahlt. In diesem Fall ist es nämlich notwendig, den gegebenen Schillingbetrag in Euro umzurechnen, damit das zurückzugebende Restgeld in Euro und Cent berechnet werden kann. Selbstverständlich soll das so schnell wie alle anderen Rechenvorgänge geschehen, damit die Menschenschlangen an manchen Kassen nicht noch länger werden.
Wenn man nicht die entsprechende Software in der Kasse hat - und das wird bei Kleinbetrieben oft der Fall sein --, muss die Umrechnung des gegebenen Geldbetrages von Schilling in Euro eventuell mit einem Taschenrechner vorgenommen werden, und dadurch wird der Vorgang nicht nur länger dauern, sondern der Kunde kann auch nicht wie bei einer computerisierten Kasse sicher sein, dass die Umrechnung korrekt vor sich ging. Er wird also selbst nachkontrollieren müssen.
Eine entsprechende Umstellung der Kassen ist nicht billig. So berichtet die Besitzerin einer allerdings gutgehenden Trafik, dass sie 300.000 Schilling für eine neue Kasse ausgab, die auf die Euroeinführung vorbereitet ist und auch Strichcode lesen kann. Viele kleinere Betriebe werden so viel Geld nicht ausgeben wollen (oder können), nur um für die kurze Umstellungszeit gewappnet zu sein.
Etwas weiteres kommt hinzu: Neben der Geldlade für Euro und Cent muss es an der Kasse während dieses Zeitraums auch einen zweiten Behälter für die eingenommenen Schilling und Groschen geben. Notwendig ist es für die Firmen auch, für den großen zu erwartenden Bedarf genügend Euro- und Cent-Wechselgeld bereit zu halten.
Nur 10 und 100 Euro-Scheine bei den Bankomaten
Während Unternehmen schon seit 10. September 2001 sowohl Euro-Banknoten als auch Euro-Münzen in den Banken besorgen können, erhalten Privatpersonen erst in der zweiten Dezemberhälfte, von Montag 17. Dezember an, das neue Geld in den Kreditinstituten, und zwar keine Banknoten, sondern nur je 33 verschiedene Münzen von 1 Cent bis
2 Euro in beliebig vielen Startpaketen zu je 200 Schilling.
In den Geldautomaten werden vom 1. Jänner 2002 an anstelle von 100- und 1.000-Schilling-Banknoten nur noch Noten zu 10 und 100 Euro ausgegeben (sie entsprechen 137,60 bzw. 1.376,03 Schilling). Es gibt aber auch Banknoten zu 5, 20, 50, 200 und 500 Euro, die man vom 2. Jänner 2002 an in den Banken bekommen kann.
Händische Rechnungen sehr genau kontrollieren
Es ist anzunehmen, dass sich nach dem 2. Jänner 2002, wenn jedermann in Kreditinstituten und Postämtern Schilling-Bargeld bis zu 50.000 Schilling gebührenfrei umtauschen kann, bei ihnen lange Schlangen bilden werden (umso mehr als in der ersten Jännerwoche 2002 die Banken nur noch drei Tage - von Mittwoch, dem 2. bis Freitag, dem 4. geöffnet sind), so dass viele Menschen abgeschreckt werden, dort ihre restlichen Schilling zu wechseln. Sie werden daher die Schillingbeträge, die sie noch besitzen, in den Geschäften loswerden wollen. Vom 1. März 2002 an ist der Euro alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Der Schilling ist von dann an als Zahlungsmittel ungültig und kann nur noch in der Österreichischen Nationalbank - jedoch auf unbegrenzte Zeit - umgetauscht werden. Es ist anzunehmen, dass die meisten Leute trachten werden, ihre Schilling möglichst schnell abzustoßen. Daher wird der Hauptwirbel mit der Schillingbezahlung in den Geschäften in den Anfangstagen des Jänner sein und danach wird wohl nur noch gelegentlich mit dem dann alten Geld bezahlt werden - außer von Leuten, die sich mit dieser Umstellung nicht auskennen.
Ein besonderes Problem wird sich in jenen Gaststätten ergeben, in denen man keine gedruckte Rechnung bekommt, sondern der Kellner oder die Kellnerin die Preise auf einem Zettel zusammenrechnet. Hier ist in der Umstellungszeit besondere Vorsicht geboten und es ist gut, wenn man die Rechnungen genau kontrolliert und mit den Preisen auf der Karte vergleicht. Auch bei den Zeitungsverkäufern auf der Straße wird es möglicherweise Schwierigkeiten geben, wenn diese in der dualen Phase mit zweierlei Banknoten und Münzen umgehen müssen.
(Wird fortgesetzt)