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Harte Jahre für das Gewerbe

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Als "Katastrophenjahr" bezeichnete Walter Bornett vom Institut für Gewerbe und Handelsforschung (IFGH) das Jahr 2001 für Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen gestern bei einer Pressekonferenz der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Umsätze der österreichischen Gewerbe-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind 2001 im Vergleich zum Jahr davor nominell um 0,2% gesunken.


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Die größten Umsatzeinbußen mussten mit minus 4,6% die Kfz-Techniker, gefolgt von den Frisören (minus 2,6%) verkraften. Positiv verlief das Jahr hingegen für die Datenverarbeiter (+5,3), die Kunststoffverarbeiter (+2,4%) und die Mechatroniker (+1,4%).

Das Investitionsvolumen der Betriebe ist im Vergleich zum Vorjahr um 17% zurück gegangen. Der Mitarbeiterstand ist mit 620.000 im ersten Quartal 2002 im Jahresvergleich um 33.000 Personen gesunken. Die Eigenkapitalausstattung der Gewerbebetriebe hat sich durch die Konjunkturdelle des vergangenen Jahres weiter verschlechtert und liegt nach Angaben der WKÖ jetzt bei durchschnittlich 17,2%. Rund 45% aller Gewerbe-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind laut IFGH-Bilanzdatenbank buchmäßig überschuldet. Mit der Einführung von Basel II befürchtet die WKÖ eine weitere Verschärfung der Finanzierungsproblematik.

Die Talfahrt werde mit den schlechten Zahlen des ersten Quartals 2002 fortgesetzt, so Bornett. Auch wenn es für die Industrie bereits ein "warmes Konjunkturlüftchen" gebe, werde das Gewerbe diese positive Entwicklung erst mit zwei Quartalen Verspätung zu spüren bekommen. "Die investitionsgüternahen Branchen befürchten weitere Verschlechterungen, im konsumnahen Bereich erwarten wir Verbesserungen", prognostizierte Georg Toifl, Obmann der Bundessparte Gewerbe, Handwerk, Dienstleistungen der WKÖ.

Aufgrund der schlechten Aussichten für das Gewerbe, so Toifl, müsse nun gehandelt werden: "Die versprochene Senkung der Lohnnebenkosten muss jetzt ebenso kommen wie ein geringerer Steuersatz auf nicht entnommene Gewinne." Auch die Senkung der Körperschaftssteuer auf 25% sei ein wichtiges Ziel. In einem ersten Schritt solle mit einer Senkung um 3% begonnen werden. Weitere Forderungen sind die Abschaffung der Vergebührung von Darlehens- und Kreditverträgen sowie eine grundlegende Entbürokratisierung und die Streichung der Umsatzsteuersondervorausszahlung (13. Vorauszahlung).

Scharfe Kritik übte Toifl an der Budget-Sanierung der Regierung, die seiner Meinung nach nur einnahmenseitig erfolgt sei. Durch Maßnahmen wie Steuervorauszahlungen nehme sich der Staat bei den Firmen Kredit, so Toifl, damit werde dem Gewerbe Geld von Seiten des Staates entzogen.