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Die wirtschaftliche Lage in Nepal leidet unter dem seit 2003 verschärften, bewaffneten innenpolitischen Konflikt im Land. Investoren und Exporteure stecken ihre Pläne zurück und warten auf einen stabilen Rechtsrahmen für Geschäfte. Für österreichische Firmen gibt es dennoch Chancen: bei Entwicklungshilfeprojekten vor allem in den Bereichen Wasserkraft, Alternativenergie (Biomasse, Solar) und Gesundheit.
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Auf den Hauptstrassen von Katmandu herrscht rege Geschäftstätigkeit. Hunderte gleichartige Läden bieten Seite an Seite ihre farbenprächtigen Waren an und auch Kunden finden sich in jedem Geschäft. "Greisler" preisen Kekse, Schokolade, Mineralwasser in Plastikflaschen an, Textilhändler ihr Kaschmir-Schals, Trekking-Shops Rucksäcke und Zelte für Himalaya-Expeditionen und Kunsthändler Buddha-Skulpturen, Klangschalen, Gebetsmühlen, handgemachte Decken und Teppiche.
Auf den ersten Blick scheint der bewaffnete Konflikt im Land - zwischen Regierung, König und der verbotene Maoisten-Partei - dem "little business" keinen Schaden zugefügt zu haben. Fragt man bei Geschäftsleuten nach, so bietet sich ein völlig anderes Bild. "Seit sieben Jahren wird unser Umsatz schon von Jahr zu Jahr weniger", klagt etwa Chandra, ein Textilhändler, im Touristenviertel Thamel. Seit letzten Sommer sei er überhaupt dramatisch eingebrochen (Anm.: im August 2003 wurde der Waffenstillstand durch die Maoisten beendet). Der Fremdenverkehr, die wichtigste Devisenquelle des Landes, habe sich seither nicht mehr erholt.
Nicht nur, dass weniger verkauft werde, auch die Preise seien auf ein nicht mehr gewinnbringendes Niveau gesunken, klagt Chandra. Sein Lager gehe über mit alten Waren und für einen Kaschmir-Schal könne er nur mehr halb soviel verlangen wie vor zwei Jahren. "Die politischen Unsicherheiten haben den Tourismus und damit ganz Nepal schwer getroffen", bestätigt auch Sepp Dabringer, österreichischer Handelsdelegierter in New Delhi im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Als Folgen nennt er die Schließung vieler Fabriken und damit die stark gestiegene Arbeitslosigkeit. Viele Nepalesen suchen nun ihr Heil im benachbarten Indien, wo sie zu den niedrigsten Arbeiten herangezogen werden, so Dabringer. Damit steige wiederum die ohnehin schon große Abhängigkeit von Indien. Mit dem Nachbarn besteht ein Handelsabkommen mit Zollpräferenzen, zudem ist Indien der alleinige Abnehmer von Nepals einzigem verfügbaren "Rohstoff", der Wasserkraft.
Mit einem Potential von mindestens 83.000 Megawatt könnte die Wasserkraft in großem Maß zu Nepals wirtschaftlicher Entwicklung beitragen, darüber sind sich die Fachleute einig. Von der Kapazität genutzt, werden allerdings nur 240 MW.
Hinsichtlich österreichischer Exportaktivitäten in Nepal rät Dabringer den Unternehmen, sich auf Nischen zu beschränken: "Interessant sind vor allem Projekte, die von internationalen Finanzierungsinstitutionen wie Weltbank und ADB finanziert werden", so Dabringer. Als Beispiele nennt er die Bereiche Wasserkraftwerke, Alternativenergie (Biomasse, Solar), Gesundheitssektor, Bewässerung, landwirtschaftliche Maschinen und Werkzeuge.
Geschäfte mit Nepal sollten am besten über einen geeigneten nepalesischen Vertreter/Partner abgewickelt werden, empfiehlt Dabringer. Eine Bearbeitung von Indien aus sei nur im Falle von Großprojekten zielführend. Von der Wahl Nepals als Investitionsstandort für österreichische Firmen rät er ab. Der Heimmarkt sei zu klein und für den zollbegünstigten Export nach Indien könne kaum der erforderliche Wertschöpfungssatz erreicht werden.
Ein Blick auf die allgemeinen Wirtschaftsdaten Nepals zeigt den diesbezüglichen Entwicklungsstand des Landes: Die Landwirtschaft stellt 40% des Bruttosozialprodukt (BSP), die Industrie 22% und die Dienstleistungen 37%. Laut UNO leben 50% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, das BSP beträgt rund 240 Dollar pro Person und Jahr (Österreich: ca. 30.000 Dollar).
Die Entwicklungshilfe deckt mit ca. 400 Mill. Euro jährlich den Großteil des Handelsbilanzdefizits, Schulden kann das Land praktisch nicht begleichen. Exportiert werden vor allem Teppiche, Textilien, Felle, Jute und kunsthandwerkliche Waren, importiert werden vor allem Maschinen und Transportausrüstungen, chemische und pharmazeutische Produkte. Der Warenaustausch mit Österreich bewegt sich auf niedrigem Niveau, das Gesamtvolumen liegt bei ca. 5 Mill. Euro.
Österrreichische Außenhandelsstelle New Delhi: Tel.: 0091/11/24618395, E-Mail: newdelhi@austriantrade.org
Österreichisches Honorarkonsulat Nepal: Tel./Fax: 00977 1 434891; E-Mail: autcon@col.com.np
Nepal Austrian Chamber of Commerce and Industry: Tel.: 00977 1 4443079, E-Mail: soorya@wlink.