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Harter Kampf um die Kommunen als Auftraggeber

Von Rosa Eder-Kornfeld

Politik
Bei den Wählern von morgen besteht die Welt in erster Linie aus Spiel und Spaß. Die Gemeinden hingegen plagen sich mit Finanzsorgen. Foto: bilderbox

Weniger Aufträge für heimische Spielplatzausstatter. | Viele Gemeinden schieben Projekte aus Geldmangel auf. | Wien. Öffentliche Spielplätze gehören zu den Pflichtaufgaben jeder Gemeinde. Mit Sandkiste, Schaukel und Rutsche ist es jedoch nicht getan. Moderne Spielgeräte wie Kletterwände und -türme, Kettenbrücken, Pyramidennetze und Multisportanlagen machen den Besuch am Spielplatz zum Erlebnis - zu einem kostspieligen allerdings, denn die Anschaffung ist teuer.


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Die Geräte haben zwar eine höhere Lebensdauer als früher, für die Ewigkeit werden aber auch sie nicht gebaut. Viele Gemeinden blasen angesichts der angespannten finanziellen Lage neue Spielplatzprojekte ab oder schieben die Renovierung älterer Spielplätze auf - sehr zum Leidwesen der Spielplatzaustatter.

Für die gesamte Ausstattung eines Spielplatzes müssten schon 50.000 bis 100.000 Euro einkalkuliert werden, schätzt Johann Klinglmair, österreichischer Importeur von Spiel-, Sport- und Freizeitgeräten. "Die öffentliche Hand stellt 70 Prozent meiner Kundschaft dar", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Und: "Man merkt deutlich, dass gespart wird." Der Geschäftsmann beziffert den Auftragsrückgang im heurigen Jahr auf 50 Prozent im Vergleich zu 2009.

Dass viele Gemeinden beim Freizeitangebot für die Wähler von morgen nicht mehr so freigiebig sind wie früher, spürt auch der oberösterreichische Spielgerätehersteller Obra, der Geräte für Kinder unterschiedlichster Alterstufen produziert. Vom Mini-Stelzenhaus mit einer Fallhöhe von 90 Zentimetern für die Kleinsten bis zur Vierturmanlage mit Bergsteigerwänden und Kletterstangen beinhaltet die Produktpalette alles, was das Kinderherz begehrt.

Alternativen sind gefragt

Rund 40 Prozent des Obra-Geschäftsvolumens entfallen auf Gemeinden. Umso mehr schmerzt es, wenn diese von Finanzsorgen geplagt werden. "Wir merken natürlich, dass viele Spielplatzprojekte auf die lange Bank geschoben werden", berichtet Marketingleiterin Claudia Streibl. "Oder es werden Fördergelder, die schon zugesagt wurden, nicht ausgeschüttet." Die Folge: Die Kommunen fallen als Auftraggeber aus.

Die Gegenstrategie bei Obra lautet: "Wir schauen, dass wir mehr exportieren." Zurzeit betrage der Exportanteil 20 Prozent. Verstärkt sollen auch Fremdenverkehrsorganisationen als Kunden gewonnen werden.

Sowohl Klinglmairs Handelsvertretung als auch Obra werden im September bei der Kommunalmesse 2010 in Graz vertreten sein. Die Messe gilt als die größte Leistungsschau für Österreichs Gemeinden und soll auf über 6000 Quadratmetern Ausstellungsfläche den kommunalen Entscheidungsträgern aktuelle Informationen über neue Produkte und Services bieten.

Über 16 Milliarden Euro investieren die Kommunen laut Gemeindebund jährlich. Auch der steirische Landschaftsgärtnermeister Peter Freisner und seine Frau Ute wollen sich weiterhin ein kleines Stückchen von diesem Kuchen abschneiden und werden auf der Kommunalmesse einen Stand aufbauen. Ihr Angebot an die Gemeinden: Ortsbildverschönerung durch Blumenschmuck.

Verhandelnum jeden Euro

Das Unternehmen besteht seit 1996. Seit zwei, drei Jahren merke man, dass die Kommunen auf die Kostenbremse steigen, erzählt Ute Freisner. Unter dem Motto "Darfs ein bisserl weniger sein?" würden die Gemeinden "um jeden Euro, den sie sich ersparen können", feilschen. "Früher wurde der gesamte Ort auf einmal mit Blumen geschmückt, jetzt macht man es aus Kostengründen in Etappen. Das heißt, man fängt erst einmal mit einem einzelnen Straßenzug an", so Freisner.

"Man muss halt versuchen, sich so gut wie möglich zu verkaufen", meint die Landschaftsgärtnerin abschließend. Sie ist optimistisch, dass sie und ihr Mann auf der Messe neue Kontakte knüpfen und neue Aufträge einheimsen können.