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Harter Kurs gegen Terroristen

Von Jan-Uwe-Ronneburger

Politik

Bogotá - Ob er denn überhaupt den Militärdienst abgeleistet habe, wollte ein Journalist im kolumbianischen Präsidentenwahlkampf vom Kandidaten Alvaro Uribe Velez wissen. "Nein, aber ich hoffe, ihn im Präsidentenamt nachholen zu können", antwortete der 49-jährige Rechtsanwalt.


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Vor allem dieses Versprechen, dass der Staat seine Bürger künftig vor den marodierenden Terrorgruppen von links und rechts in Schutz nehmen werde, hat Uribe am Sonntag den Wahlsieg gleich in der ersten Runde beschert. Der rechte Politiker steht für einen Staat mit Autorität, der jedoch nicht autoritär sein soll.

Nach den gescheiterten Bemühungen von Amtsvorgänger Andres Pastrana um eine friedliche Lösung des Konflikts vor allem mit den marxistischen "Revolutionären Streitkräften Kolumbiens" (FARC) wollen viele Kolumbianer lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Im Gegensatz zu Pastrana gilt Uribe als kluger Kopf und fähiger Politiker. Die letzten zwei Jahre des Gymnasiums war er wegen hervorragender Noten von allen Prüfungen freigestellt. Später studierte er in Harvard und war Gastprofessor in Oxford.

Im Wahlkampf stellte sich Uribe als unabhängiger Politiker dar, der mit der traditionellen Vetternwirtschaft der beiden großen Parteien, der Liberalen und der Konservativen, Schluss machen werde. Allerdings gehörte er selbst lange der Liberalen Partei an.

Im Kampf gegen die bewaffneten Gruppen setzt Uribe auf ähnliche Rezepte wie der frühere peruanische Präsident Alberto Fujimori. Der hatte die maoistischen Rebellen vom "Leuchtenden Pfad" und die kleinere Rebellengruppe "Tupac Amaru" Anfang der 90er Jahre durch die Aufrüstung der Streitkräfte und die Bewaffnung der ländlichen Bevölkerung erfolgreich niedergekämpft.

Auch der künftige Präsident Kolumbiens hatte schon als Gouverneur der Provinz Antioquia ab 1995 Einheiten zur Selbstverteidigung aufstellen lassen. "Convivir" hießen die Gruppen, von denen einige jedoch von den wegen zahlreicher Massaker gefürchteten rechten Paramilitärs unterwandert wurden.

Sein Wahlprogramm sieht vor, zunächst eine Millionen Kolumbianer mit Funkgeräten auszurüsten. Sie sollen als Aufklärer für die Streitkräfte dienen, denen es oft an rechtzeitigen Warnungen über die Bewegungen der Rebellen in dem von Bergketten und Urwäldern geprägten Land fehlt.

Uribe wurde am 4. Juli 1952 in Medellin geboren. Dort begann 1976 auch seine politische Laufbahn. 1982 wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt. Nur ein Jahr später ermordeten die FARC seinen Vater, einen Großgrundbesitzer. Gegner hegen den Verdacht, er wolle seither vor allem Rache an den FARC nehmen. Uribe selbst hat dies immer bestritten.

Als seine gefährlichsten Gegner könnten sich indes die weit verbreitete Armut und die Dollar-Milliarden aus dem Drogenschmuggel herausstellen. Sie heizen einen Konflikt immer weiter an, dem kolumbianische Staat kaum gewachsen erscheint.