Zum Hauptinhalt springen

Harter Wettbewerb um Investitionen

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Arbeitskosten und Steuern allein sind nicht alles. | Österreich punktet mit Stabilität. | Wien. Österreich ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Das besagen zumindest verschiedene Rankings: So liegt Österreich zum Beispiel laut "World Competitivness Report 2006" des Lausanner Instituts für Management-Entwicklung im weltweiten Vergleich auf Platz 13; innerhalb der EU reiht sich Österreich nach Dänemark und Schweden auf Platz drei, besagt eine Studie des Londoner Centre for European Reform. Doch der Wettbewerb ist hart - insbesondere Tür an Tür mit Ländern, die ebenfalls im Herzen Europas liegen, zudem aber auf viel niedrigere Arbeitskosten und Steuersätze verweisen können, wie etwa die Slowakei.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Was bewegt Unternehmen dennoch dazu in Österreich zu investieren und wie wollen die politischen Parteien künftig die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs aufrecht erhalten? "Natürlich wird der Standort Österreich im Konzern hinterfragt", berichtet etwa Christian Dorning, Geschäftsführer der deutschen Bosch Rexroth in Österreich. Bosch Rexroth ist als Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnologie für die Industrie- und Fabrikautomation in 80 Ländern aktiv. In Österreich gibt es neben dem reinen Vertrieb auch zwei Produktionsstätten in Linz und Pasching mit rund 180 Mitarbeitern. Dort werden einbaufertige Systeme für die Kunden in Österreich zusammengesetzt. Eine Tätigkeit, die in Osteuropa günstiger erledigt werden könnte? Ja, aber der Kommunikations- und Koordinationsaufwand für pünktliche Lieferungen nach Österreich wäre viel höher, meint Dorninger. "Je komplexer die Anlagen, desto wichtiger ist es, in der Nähe des Kunden zu sein." Lieferzeit und die Transportkosten sind auch für Michel Boinet ein Argument für den Verbleib in Österreich. Er ist Österreich-Chef des französischen Optikkonzerns Essilor, der bis Mitte 2007 um 2,5 bis 3 Millionen Euro seine Produktionsanlage in Wiener Neudorf weiter ausbauen wird.

"Es geht nicht immer nur um die Kosten, sondern auch um die Effizienz. Wir müssen schnell sein", argumentiert auch Andras Szöke, Geschäftsführer von SunStar Europe, Hersteller von industriellen Näh- und Stickmaschinen in Wiener Neudorf. Das koreanische Unternehmen habe sich nicht nur wegen der geografischen Lage für Österreich entschieden, sondern auch wegen der guten Infrastruktur, des guten Bank- und Finanzierungsektors (Exportversicherung der Oesterreichischen Kontrollbank), der hohen Effizienz der Mitarbeiter sowie der politischen Stabilität. Angesprochen auf die slowakische Flat-Tax gibt Szöke zu bedenken, dass der effektive Steuersatz in der Slowakei und Österreich annähernd gleich ist.

Verbesserungsbedarf sehen beide Firmen-Chefs allerdings bei den hohen Lohnnebenkosten. Dorninger ortet zudem einen Nachwuchsmangel bei HTL-Ingenieuren und Facharbeitern. Die insgesamt siebenjährige Übergangsfrist für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Ländern hält er daher für kontraproduktiv. Er hielte es für sinnvoller benötigte Arbeitskräfte ins Land zu lassen, anstatt ganze Produktionsstätten nach Osteuropa zu verlagern.

Die Vorhaben der Parteien

Die Regierungsparteien ÖVP und BZÖ betonen in einer "WZ"-Umfrage zum Thema Wettbewerbspolitik die Bedeutung der bereits gesenkten Körperschaftssteuer auf 25 Prozent. Ein Schritt, den auch die anderen Parteien nicht rückgängig machen wollen - ausgenommen die KPÖ. ÖVP und BZÖ planen zudem die Einführung einer "Business-Tax", also einer neuen einheitlichen Steuer für alle Unternehmen, unabhängig davon, ob es sich um eine Kapitalgesellschaft oder Personengesellschaft handelt. Das BZÖ spricht sich für die Senkung der Lohnnebenkosten aus.

Die SPÖ will Steuerschlupflöcher für große Kapitalgesellschaften schließen und mit diesem Geld den Mittelstand entlasten. Die FPÖ plant eine Entlastung des Mittelstandes u.a. durch eine Anpassung der Abschreibungsdauer von schnelllebigen Wirtschaftsgütern. Die Grünen setzen auf die Entlastung des Faktors Arbeit und die Erhöhung der Bildungsausgaben.

Privatisierungen: Wohin geht die Reise nach der Wahl?