Cindy Sheehan ist mittlerweile in den USA eine Berühmtheit. Sie wartet draußen vor der Ranch in Texas. Schon seit Tagen wartet sie auf den Präsidenten. Cindy Sheehan will George W. Bush von ihrem Sohn erzählen. Der 24-jährige Gefreite Casey Sheehan aus Kalifornien starb am 4. April 2004 bei einem Rebellenangriff im Bagdader Stadtteil Sadr City.
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Doch der Präsident kommt nicht, um sich die Geschichte vom Soldaten Sheehan anzuhören. Stattdessen hat er zwei seiner Berater hinaus zu der Mutter an die staubige Landstraße geschickt. Sie sagen ihr, dass der Tod ihres Sohnes den Präsidenten "wirklich berührt". Doch die Mutter glaubt das nicht. Sie will ihre Mahnwache in der brütenden texanischen Hitze fortsetzen, bis sie persönlich mit Bush sprechen kann.
Cindy Sheehan ist schnell zu einer Berühmtheit geworden in den vergangenen Tagen. Sie ist landesweit im Fernsehen zu sehen und ist Gegenstand einer öffentlichen Kontroverse. Der Filmemacher Michael Moore unterstützt Sheehan auf seiner Website, die "New York Times" hat ihr einen solidarischen Leitartikel gewidmet.
Auf der anderen Seite hält ihr der rechtskonservative TV-Talkstar Bill O´Reilly vor, sich von Feinden der Regierung und des Landes "missbrauchen" zu lassen. Dass Sheehan so schnell den Star-Status erlangt hat, liegt nicht zuletzt an ihrer ungeschminkten Ausdrucksweise. Sie scheut nicht davor zurück, Bush direkt für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zu machen: "Ich will den Präsidenten fragen, warum hast Du meinen Sohn getötet?". Sie wolle, dass Bush seine "mörderische" Politik beende.
Sheehan ist aber auch deshalb berühmt, weil sich in ihrer Figur das zunehmende Unbehagen in den USA über den Krieg kristallisiert. Mehr als 1800 US-Soldaten hat der Einsatz bislang das Leben gekostet, und ein Ende ist nicht abzusehen. Umfragen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der US-Bürger inzwischen den Irak-Kurs des Präsidenten ablehnt. Zwar würden viele der Kriegs-Kritiker die drastische Rhetorik von Sheehan nicht unterschreiben. Und viele teilen auch nicht ihre Meinung, dass die US-Truppen unverzüglich abgezogen werden sollten. Aber Sheehan stehe für das "wachsende Empfinden in der Bevölkerung, dass die Bush-Regierung den Bezug zu den Realitäten - und Kosten - des Irak-Kriegs verloren hat", urteilt die "New York Times".
Die Mutter draußen vor der Ranch hat den Präsidenten schon einmal getroffen. Das war im Juni vergangenen Jahres, zwei Monate nach dem Tod ihres Sohnes. Bush traf damals in Fort Lewis bei Seattle mit den Familien von 15 gefallenen Soldaten zusammen. Der Präsident habe "nicht einmal Caseys Namen gewusst", sagte die 48-Jährige jetzt im Fernsehsender CNN. Als sie über ihren Sohn habe sprechen wollen, habe er "das Thema gewechselt". Bush habe sich bei dem Treffen "sehr jovial" gegeben, als wäre er auf einer Party.
Später hat Sheehan eine Anti-Kriegs-Gruppe gegründet, die sich "Gold Star Families for Peace" nennt und aus Hinterbliebenen gestorbener Soldaten besteht. Mit etwa 50 Mitdemonstranten versuchte sie am vergangenen Wochenende, bis zu Bush zu marschieren. Die Gruppe wurde von der Polizei acht Kilometer vor der Ranch gestoppt. Später schickte der Präsident seinen Sicherheitsberater Stephen Hadley und seinen stellvertretenden Stabschef Joe Hagin hinaus zu der Mutter. Beide seien "sehr respektvoll" gewesen, sagt Sheehan. Sie hätten zugesagt, dem Präsidenten ihre "Besorgnisse" zu übermitteln. Später ließ Bush ein Statement veröffentlichen, in dem er nochmals versicherte, die Soldaten seien für eine "edle Sache" gefallen.
Selbst unter den Konservativen gibt es aber inzwischen Stimmen, die fordern, Bush solle sich mit der Mutter treffen. Doch der Präsident hat öffentliche Auftritte mit Hinterbliebenen der Soldaten bislang so weit wie möglich vermieden. Offenbar fürchtet er, dass dadurch zuviel Aufmerksamkeit auf den steigenden Blutzoll gelenkt werden könnte. Cindy Sheehan aber will notfalls bis zum Ende des Sommers vor der Ranch campieren, wenn Bush nach seinem fünfwöchigen Urlaub wieder nach Washington zurückkehrt. Viele Amerikaner seien im Geiste bei ihr und verlangten "bessere Antworten" vom Präsidenten, schrieb die "New York Times".
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CNN-Bericht