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Hastiges Handeln ist das nicht

Von Christina Böck

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Na immerhin: Die Bilder, die in einer Wohnung in München gefunden wurden, sind in tadellosem Zustand. Ein bisschen schmutzig, aber unbeschädigt. Das konnte die Zollfahndung München gestern bei einer Pressekonferenz bestätigen. Man kann nicht sagen, dass es sich um eine eilig einberufene Pressekonferenz gehandelt hat.

Jetzt stellt sich also heraus, die Kunstwerke wurden nicht 2011 beschlagnahmt, sondern erst Anfang 2012. Das ist nun aber auch schon eine Weile her. Nicht ganz zu Unrecht regt sich Unmut, warum die Behören so lange geschwiegen haben. Und noch schweigen würden, wäre nicht das Magazin "Focus" am Wochenende mit der Sensationsgeschichte vorgeprescht. Kunst- und Restitutionsexperten zeigen sich verständnislos, warum die Bilder nicht veröffentlicht wurden - würde das bei der Identifizierung und Herkunftsforschung doch recht von Vorteil sein. Der Kunstsammler Peter Raue drückte sich etwa im ORF-Radio drastisch aus: "Es wäre die verdammte Pflicht der Behörden gewesen, die Öffentlichkeit sofort nach der Beschlagnahmung zu informieren."

Nun weiß man nicht, welche Ermittlungstaktik hinter dieser Geheimhaltung steckte. Jene Theorie, dass noch weitere Lager vermutet und in Ruhe gesucht werden sollten, haben die Ermittler bei der Pressekonferenz selbst zerschlagen. Am Dienstag wurden elf der 1406 Kunstwerke öffentlich gemacht. Alle Bilder online zu stellen ist nicht geplant. Das wird die Forschung wohl nicht beschleunigen. Obwohl schnelles Handeln angesichts des Alters der wahren Erben vieler der Bilder angebracht wäre.