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Gespräch mit dem Wiener Schulpolitiker Walter Strobl (ÖVP). | Wien. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl forderte jüngst vom Bund 800 zusätzliche Lehrer. An mehreren Wiener Volksschulen wird über sinkende Förderressourcen geklagt. Es fehlt an zusätzlichen Lehrern, die für verhaltensauffällige Kinder oder Schüler nichtdeutscher Muttersprache zuständig sind. Die Schuldzuweisungen der Wiener SPÖ an den Bund hält Walter Strobl, Vizepräsident des Wiener Stadtschulrates, für vollkommen unglaubwürdig. Besonders absurd sei, dass Bildungsministerin Gehrer für den Lehrermangel verantwortlich gemacht wird.
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"Der Finanzausgleich, der die Ressourcen für die Länder festlegt, wird zwischen den Landeshauptleuten und dem Finanzminister ausverhandelt. Das Bildungsministerium ist an den Gesprächen überhaupt nicht beteiligt. Landesfinanzstadtrat Rieder und Bürgermeister Häupl haben die Verhandlungsergebnisse von den Jahren 2000 und 2004 in den höchsten Tönen gelobt. Als dann die Schulen unzufrieden waren, haben sie die Schuld auf die Regierung gewälzt."
Dass der Bund für einen Lehrerrückgang in den letzten Jahren verantwortlich ist, bezweifelt Strobl: "Die Ressourcen sind seit dem Jahr 2000 nicht weniger geworden." Sein Verdacht ist, dass die vom Bund finanzierten Lehrer von der Stadt für schulfremde Zwecke, wie die Jugendwohlfahrt, eingesetzt werden. "Die Stadt will Sozialarbeiter einsparen und putzt sich am Bund ab." Das könne freilich niemand überprüfen, da der Dienststellenplan der Lehrer nicht veröffentlicht werde.
"Für die Wiener Volksschulen sind 4185 Lehrerposten vorgesehen. Wenn wir davon 2524 Klassenlehrer, 254 Volksschuldirektoren, sowie die Lehrer für Supplierunterricht abziehen, bleiben noch immer 1000 Lehrerposten übrig, die als Begleit- oder Stützlehrer verwendet werden können. Die Sache ist nur: Wir wissen nicht, wo die im Einsatz sind!" Ein weiteres Motiv für die fehlende Transparenz könnte nach Strobl eine ungerechte Aufteilung der Lehrer sein. "Manche Schulen klagen, dass ihnen die Lehrer für verhaltensauffällige Kinder fehlen, andere bekommen genug Förderung."
An der Wichtigkeit zusätzlicher Lehrer zweifelt Walter Strobl prinzipiell nicht. Solange es jedoch keine Transparenz gibt, könne man mit der SPÖ über effizienten Lehrereinsatz nicht diskutieren. "Das ist eine Hausaufgabe, die die SPÖ selber nicht macht."