)
Laut Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) waren die Schweizer Frankenkredite der Stadt kein Verlustgeschäft.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Wiener Zeitung": Frau Brauner, Sie erklären jetzt, dass die Schweizer Franken Kredite gar kein Verlustgeschäft waren. Sie sprechen sogar von einem Gewinn über 238 Millionen Euro im Jahr 2015. Woher kommt plötzlich diese Zahl, wenn die Opposition immer von Kursverlusten in der Höhe von 300 Millionen Euro gesprochen hat?Renate Brauner: Die Frankenkredite waren eine langfristige Strategie, die 1984 begonnen hat, weil die Zinsen deutlich geringer waren als beim Schilling oder später beim Euro. Dieser Zinsvorteil über den gesamten Zeitraum bis heute - das haben wir uns extern berechnen lassen - ergibt insgesamt 816,6 Millionen Euro.
Und woher kommt der besagte Gewinn von 238 Millionen Euro?
Wenn Sie zum Stichtag 31. Dezember 2015 den von mir beschriebenen Zinsvorteil von 816,6 Millionen dem Nachteil durch den geänderten Kurs der vergangenen Jahre gegenüberstellen, ist der Stadt 2015 immer noch ein Zinsvorteil von 238 Millionen Euro übriggeblieben.
Was ist mit den Verlusten von 300 Millionen Euro, von denen die Opposition immer gesprochen hat?
Es kommt zum einen immer darauf an, wann man diese Berechnungen anstellt. Der Kurs ist jeden Tag ein anderer. Und zum zweiten kommt es auch immer darauf an, was man zum Vergleich heranzieht. Wenn ich zum Beispiel den Tag nehme, an dem die FPÖ gesagt hat, wir müssen auf der Stelle konvertieren - das war Tag eins nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank, den Euro-Franken-Mindestkurs aufzugeben -, wäre das der denkmöglich schlechteste Zeitpunkt dafür gewesen, weil die Kurse völlig abgestürzt waren. Die einzig seriöse Rechnung ist, im gesamten Zeitraum die positiven Entwicklungen den negativen gegenüberzustellen.
Wenn das Ganze Ihren Angaben zufolge ein vorteilhaftes Geschäft für die Stadt war, wieso dann jetzt der Ausstieg? Doch wohl nicht nur aufgrund der Oppositionskritik?
Erstens sind die Rahmenbedingungen des Finanzmarktes im Gegensatz zu früher extrem volatil. Zweitens sind die Menschen durch die Krise, in der wir uns noch immer befinden, entsprechend verunsichert - sie wünschen sich Sicherheit und Stabilität. Und ja, die politische Diskussion über Fremdwährungskredite ist eine sehr kritische. Und dem muss man sich als politisch Verantwortliche stellen. Darüber hinaus haben wir auch gesetzliche Bestimmungen, die es öffentlichen Einrichtungen verbietet, in Fremdwährungskrediten drinnen zu sein. Und bevor wir gezwungen werden können, von heute auf morgen auszusteigen - eben mit der Gefahr einer Kurssituation zu unseren Ungunsten zu diesem Zeitpunkt -, machen wir das lieber wohlüberlegt in Tranchen und über einen längeren Zeitraum. Es besteht sogar die Möglichkeit, einmal auszusetzen, falls der Kurs wirklich wieder einmal in den Keller rasseln sollte.