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Kann ja sein, dass nicht jeder, der bei den Kassen in Schloss Schönbrunn Eintrittskarten verkauft, das Procedere für die Rollstuhltoilette kennen muss. Kann ja sein, dass der Rollstuhlbenützer bzw. sein Begleiter die Hinweisschilder genauer hätten lesen müssen. Kann ja auch sein, dass ein Kartenverkäufer an einem arg heißen Sonntag gegen 16 Uhr genervt ist. Dennoch. . .
Da ruft also der irrtümlich falsch informierte Rollstuhlbenützer am Handy seines Begleiters an: Eine Türe lasse sich nicht öffnen, der Begleiter möge bitte von außen einen bestimmten Knopf drücken, der beim Betreten des WCs diese Türe geöffnet habe. Der Begleiter will’s machen - aber ehe er den Schalter berühren kann, fühlt er sich durch den Kartenverkäufer in die Vergangenheit, wenngleich nicht jene des Kaiserreichs, zurückversetzt.
Der Begleiter (Sisi-Ticket zu 25,50 Euro) wird zum Delinquenten. Höflichkeitsformen? - Ach was. "Bitte" - Wozu? Freundlicher Tonfall? -Geht doch auch anders!
Der Wächter über Karten und Rollstuhl-WC zieht die Diskussion der schnellen Hilfe vor. Der Delinquent wird darauf aufmerksam gemacht, dass er da nichts zu suchen habe, dass er hier weggehen möge. Wahrscheinlich denkt der Rollstuhl-WC-Wächter: Was haben ein Krüppel und sein Assistent überhaupt in Schloss Schönbrunn zu suchen? Es dauert lange, ehe der Zerberus des Rollstuhl-WCs bereit ist, die erlösende Türe zu öffnen.
Der Eindruck, den das macht: verheerend. Andererseits: Wenn man im Kaiserschloss schon nicht die Höflichkeit der Monarchen erfährt, so doch wenigstens die Umgangsformen von anno 1938.
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