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SPÖ holt 49,03 Prozent und bleibt unter den eigenen Erwartungen. | Wien. Wien ist seit 1918 - mit Unterbrechung von 1934 bis 1945 - rot. Am Sonntag baute Michael Häupl seine absolute Mandatsmehrheit zwar aus, holte aber nicht zurück, was SPÖ-Status bis in die 80er Jahre gewesen war: Stimmenwerte jenseits der 50 Prozent. Dennoch kann Häupl mit einem Plus von zwei Prozentpunkten auf 49,03 Prozent verweisen. Ein so gestärkter Bürgermeister wird sein schon bisher schwer wiegendes politisches Gewicht sicherlich zu nützen wissen. Allerdings dosiert und geschickt.
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Seit 7. November 1994 regiert Häupl die Bundeshauptstadt - und das wird voraussichtlich auch die nächsten Jahre so bleiben. Ein Wechsel in die Bundespolitik wird von ihm immer wieder entschieden dementiert. Wenn dem so ist, wird er der längst-dienende Bürgermeister seit 1945.
Der 1949 im niederösterreichischen Altlengbach geborene Häupl maturierte in Krems. Dort hat er auch eine "Verirrung", wie er es selbst nennt, begangen: Er war als 16-Jähriger Mitglied der schlagenden Schülerverbindung Rugia.
Häupl bezeichnet sich als Pragmatiker. Dass er das ist, hat er bereits in seiner Zeit als Umweltstadtrat (1988-1994) bewiesen. Damals riss er dem berüchtigt knausrigen Finanzstadtrat Hans Mayr Geld aus der Tasche und sanierte die giftigen Müllöfen ebenso wie die Kläranlage und die marode Alte Donau.
Zähigkeit und genaues Arbeiten sind berufsbedingt, schließlich hat Häupl Biologie und Zoologie studiert und war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums: Seine Doktorarbeit schrieb er über die Schädelkinetik der Gekkoniden. Das Sezieren eines Gekkoschädels geht nur mit ruhiger Hand und Genauigkeit.
Als er 1994 Helmut Zilk als Bürgermeister ablöste, tat er das bei einem Stand von 47,8 Prozent. Bei seiner ersten Wahl 1996 fuhr er mit 39,2 Prozent das schlechteste Ergebnis ein, das die SPÖ jemals in Wien vorwies. Damals war sein stärkster Konkurrent Jörg Haider, der einen Anti-Ausländer-Wahlkampf vorlegte. Dem hat Häupl bei der Wahl 2001 zumindest rhetorisch entgegen gewirkt. Das und der Wahlkampf gegen die damals schwarz-blaue Bundesregierung haben schließlich 46,9 Prozent gebracht und aufgrund des günstigen Wahlrechts für eine Absolute gereicht.
Die Voraussetzungen waren diesmal ähnlich, mit dem Unterschied, dass gegen Schwarz-Orange angetreten wurde und den "Pummerin statt Muezzin"-Wahlkampf Heinz-Christian Strache führte. Man ignorierte die lauten Parolen des Blauen und glaubte, damit eine ausreichende Antwort zu haben. So - und durch Wahlenthaltung - blieben die lichten Höhen, die die Meinungsforscher prognostiziert hatten, unerreicht.
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