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Häupl: Wiederauflage von Rot-Schwarz problematisch

Von Veronika Gasser

Politik

Wiens Bürgermeister Michael Häupl ist zuversichtlich, dass die SPÖ Erste wird: "Ich bin mir sicher: Gusenbauer wird Kanzler." Problematisch hält er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" eine Wiederauflage der großen Koalition. Die Jüngeren hätten lieber Rot-Grün.


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In vielen E-mails und Briefen bekomme die SPÖ von ihren WählerInnen ein deutliches Signal, erzählt Häupl: "Wenn Schwarz-Rot kommt, dann wählen wir Euch nie mehr." Die Akzeptanz von Rot-Grün sei gerade unter den jüngeren enorm. Und gerade auf seiner Wiener Wahlkampftour beobachte er, dass die Ängste vor einer Wiederbelebung von Schwarz-Blau weit größer seien, als vor Rot-Grün. In den westlichen Bundesländern sei es umgekehrt. Doch schon der Wiener Wahlkampf habe gezeigt, dass Ängste vor Rot-Grün zu schüren nichts gebracht hätte.

Den Umfragen, die die SPÖ auf Platz zwei verweisen, schenkt Häupl wenig Bedeutung: Damit werde viel politische Propaganda betrieben. "Keiner kann sagen, wie das Ergebnis aussehen wird." Den Vorwurf der Grünen, dass die SPÖ nur ihnen potentielle Wähler abspenstig mache, weist er zurück. "Die Wehleidigkeit der Grünen ist nicht angebracht. Ich kann keine Kampfansage erkennen." Er gibt allerdings zu, dass Gertraud Knoll auch ein Angebot an die Grüne Wahlklientel war, während Wolfgang Petritsch und Josef Broukal vor allem Stimmen aus dem Nicht-Wählertopf mobilisierten. Insgesamt sei der SP-Wahlkampf gut gelaufen, und seit dem TV-Kanzlerduell liege die SPÖ wieder vorne.

Die Fehler würden erst nach der Wahl in den Gremien diskutiert. "Wenige Tage vor der Wahl sind strategische Schwenks nicht mehr möglich." Wegen Karl-Heinz Grasser gebe es in der SPÖ keinen Dissens. Häupl: "Ich kann ihn mir als Finanzminister vorstellen, falls er sich beim österreichischen Volk für das Finanzdesaster der letzten zwei Jahre entschuldigt." Obendrein müsse er die SP-Finanz- und Wirtschaftspolitik mittragen.

SP-Chef Alfred Gusenbauer hat Häupls volle Unterstützung: "Er wird von Woche zu Woche besser. Wir müssen ja um Himmels Willen nicht als Zwillingspärchen auftreten."