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Häupl will mehr Polizei für Wien

Von Werner Grotte

Politik

Wiens bereits hohe Kriminalitätsrate könnte nach der EU-Erweiterung noch steigen. Doch statt der lange zurückgeforderten 1.000 Polizisten sind vom Innenministerium am Montag ganze 86 Zollwachebeamte in den Wiener Polizeidienst überstellt worden. Polizeipräsident Peter Stiedl ist "glücklich, aber nicht zufrieden", Bürgermeister Michael Häupl poltert.


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"Diese 1.000 Polizisten sind Wien weggenommen worden und die fordere ich nach wie vor mit Nachdruck zurück", gibt sich Häupl kämpferisch. Stiedl wiederum ist "glücklich, dass ich wenigstens diese 86 Männer bekommen habe", zufrieden ist er damit bei weitem nicht. Seitens des Innenministerums kontert man, dass in Wien derzeit mehr Polizisten im Einsatz seien als unter SP-Ressortchef Karl Schlögl. Das Innenministerium sei zudem "das einzige, das heuer mehr Personal hat, als 2003", bekräftigt Ernst Strassers Sprecher Johannes Rauch.

"Wir haben aber nach wie vor 43 Prozent der bundesweiten Kriminalität und nur 23 Prozent der verfügbaren Exekutive", stellt der Polizeipräsident dagegen. Daher sei trotz aller Mühen der vielzitierte "Grätzelpolizist" nach wie vor die Ausnahme: "Auf 2.800 Wiener Straßenkilometer kommen gerade mal 3.800 Polizisten, die für den Einsatz in vorderster Front geeignet sind, und das im 24-Stunden-Schichtbetrieb. Jeder könne sich ausrechnen, wie viel da für solche Aufgaben übrig bleibt", bedauert Stiedl.

Zu wenig Nachwuchs

Die Schulung der Beamten hinsichtlich "Kontaktaufnahme und -pflege zur Bevölkerung" laufe laut Stiedl gut: "Meine Leute sollen flexibel und sensibel auf die Bevölkerung zugehen, sich uniformiert, aber unaufdringlich in Geschäften und öffentlichen Plätzen zeigen."

Die 293 Polizeischüler, von denen einige im Juni in den aktifen Dienst gehen, würden das Personalproblem aber nicht lösen, weshalb er auf weitere Verstärkungen hoffe. Was die positive Kriminalitätsentwicklung in den letzten Wochen betreffe, sei man durch die seit Jahresbeginn eingeführte "Echtzeit-Statistik" endlich in der Lage, aktuelle Entwicklungen und Trends zeitgerecht zu erkennen und auszuwerten. Mangels Vergleichswerten gegenüber dem alten System, in dem einfach bei der Staatsanwaltschaft eingegangene Anzeigen registriert wurden, wären seriöse Prognosen aber noch verfrüht.

Organisierte Bettelbanden

Aufgrund langjähriger Erfahrung traue sich Stiedl aber zu sagen, "dass heuer der lang erwartete Kulminationspunkt krimineller Aufwärtsbewegung stattfinden könnte, wenn auch auf sehr hohem Niveau". Aktuell arbeite man gemeinsam an Strategien vor allem gegen organisierte und aggressive Bettler-Banden: "Wir sind gerüstet, die Stoßrichtung muss aber die Politik vorgeben; da ist die Polizei nur verlängerter Arm", betont Stiedl.